„Jo Kruzifix Teifl nochmaol eini, i bin doch ned auf der Brennsuppn daherg´schwommen!“ Eine heutzutage nur schwerlich erklärbare Redewendung, sie ist aber ein Hinweis zu einer einst sehr beliebten Suppenspeise. Unter den Fastensuppe findet man in älteren Kochbüchern noch brauchbare Vermerke.
Von Bernhard Gössnitzer, Eggelsberg
Die christliche Fastenzeit hat ihren festen Platz im Jahr. Es ist die Zeit nach dem Fasching und dem christlichen Speisenplan zufolge auch nach der einst einzig sicheren Schlachtzeit, als es noch kaum gute Konservierungsmethoden und Kühlhäuser gab. Deshalb war das winterliche Schlachten der Schweine und Schafe notwendig. Schnelles Einsalzen, Räuchern, Lufttrocknen war notwendig. Das Fleisch verzehrte man „grün-, gesurt-, geselcht- oder gekocht. Ab Aschermittwoch war Schluss damit, aber viel Fett war noch vorhanden. Was nicht zu Schmiermitteln und Seife verwertet wurde, meistens die Reste ausgebratenen Fetts von Braten oder abgeschöpftes Fett vom Sieden, das durfte in der Fastenzeit verwertet werden. Da man vom reinen Fett nicht gut ernährt werden konnte, ist den Leuten irgendwann eine gute Suppen Methode eingefallen. Denn richtig verstanden ist es eine umfassende Verwertungsmethode, wenn man die Brennsuppe gastrosophisch untersucht. Aus relativ wenig Fett wird mit Mehl und Wasser eine große Menge Suppe.
Auf dieser darf man aber nicht herangeschwommen sein, man muss sich auskennen, wie bei vielen anderen Dingen auch, um sie zu verstehen und zu genießen. Zuerst das Fett. Man kann gerne das übrige „Bratlfett“ von einem guten Schweinsbraten nehmen, Butter tuts aber auch. Für zwei Liter Suppe reichen 200g Butter und 150g Mehl (glattes Roggen oder Weizenmehl. Zum Aufguss ca. 2 Liter Flüssigkeit (gewürzte Bouillon) Vorsicht: Immer kalte Flüssigkeit auf das heiße Röstgut! Ein heißer Aufguss kann zum Überkochen führen!
In einem Topf wird’s heiß gemacht und mit einem Quantum Mehl vermengt, gerührt, geröstet und aufgegossen. Mehr ist nicht nötig zu wissen. Der Aufguss kann mit einer gewürzten Brühe erfolgen. Wer originelleren Geschmack will, probiert die dicklich kochende Grundsuppe mit Salz, Pfeffer, Honig und Muskatnuss zu würzen. Geschnittene Petersilie, fein geriebene Sellerie und frische Gartenkräuter und etwas guter Weinessig sowie ein „Patzerl“ Senf verhelfen zum Erfolg.
Diese Suppe ist die beste Basis für wohlschmeckende Suppe aller Geschmacksrichtungen. Bärlauch, Brennnessel und alle frischen Kräuter des Frühlings. Beim Kochen kurz vor dem Anrichten eingerührt.
Auch ein Beuschel mit gekochtem Kalbsherz, Zunge und Lunge, kann mit dem „Brennsuppen – Verfahren“ hergestellt werden.
Auf der Brennsuppe „dahergeschwommen“ sind im in früheren Zeiten, die „Leute Absieder, Quacksalber“ und andere fahrende gewerbsmäßige „Bärenaufbinder“, die leichtgläubigen Zeitgenossen in entlegenen Dörfern ihre extravaganten Erzeugnisse andrehten. Oft sah man ihnen an, dass sie sich von sehr karger Kost ernährten, dies war auch die klassische Brennsuppe. Ein einfaches Essen in das man zum längeren Genuss auch hartes Brot einbrockte. Wurde ein seriöser Geschäftsmann unlauteren Handlungen verdächtigt, so ließ dieser zornig jene vielsagende Bemerkung fallen: „Glaubt man vielleicht, ich sei auf der Brennsuppe daher geschwommen?!
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