Reginaldo Oliveira, Ballettchef des Salzburger Landestheaters, hat für die tänzerische Umsetzung der Klänge seiner Heimat Brasilien zwei sehr unterschiedliche Choreografen eingeladen. Während Jonathan dos Santos mit Bossa Nova aufgewachsen ist, hatte Kristian Lever anfangs keinen Bezug zu dieser für ihn fremden Klangwelt. Im Probenzentrum Aigen kamen „Cartas Brasileiras“ (Jonathan dos Santos) und „Wonderland“ (Kristian Lever) am 2. Mai 2025 zur Uraufführung. Das großartige Ensemble und die beiden Choreografen wurden vom Publikum stürmisch gefeiert.

Für Jonathan dos Santos ist der Bossa Nova ein Teil seiner Identität. Seine Herangehensweise ist traditionell und kommt vom klassischen Ballett. Er überrascht das Publikum mit „Postkarten aus Rio“ und lädt zu einem Strandspaziergang an der Copacabana in Rio de Janeiro ein. In jeder der Miniaturen schwingen Sehnsucht, Melancholie und Hoffnung mit. Gleich bei der zweiten Musiknummer nehmen die Tänzer*innen Kontakt mit dem Publikum auf. Doch keine Angst, niemand wird auf die Bühne geholt, es kommt nur zu ganz sanften Berührungen. Für diesen ersten Teil hat Sascha Thomsen (Ausstattung) große Wellen auf die Bühne gezaubert und die Tänzer*innen in sportliche Kleidung gesteckt.




Nach der Pause wird aus der Copacabana ein „Wonderland“, ein Club der 60er Jahre, in denen „Pilzköpfe“ in Flower-Power-Klamotten die Hüfte schwingen. Hier ist eine von ihrem Freund verlassene junge Dame, nach einem Absturz mit dem Lift, gelandet. Für Kristian Lever, einen Tänzer, Choreografen und Filmemacher finnisch-britischer Herkunft, war Bossa Nova anfangs nur Fahrstuhlmusik ohne große Tiefe. Das hat sich aber schnell geändert, denn er entdeckte eine faszinierende Welt voll subtiler Rhythmen, mit Einflüssen von Jazz, Soul und afrikanischen Klängen. Vom bekannten „Mas Que Nada“ existieren Unmengen von Coverversionen und auch „Take On Me“ erklingt an diesem Abend nicht von A-ha, sondern in einer Bossa-Nova-Version von Mats & My. Nach der wilden Party im Club trifft die junge Dame in einer U-Bahn-Station ihren Ex-Partner wieder. Sie legen beide ihre Perücken ab und kehren so in die Gegenwart zurück. Vielleicht kommt es ja nach diesem berührenden Abschiedstanz doch noch zu einer Versöhnung.




Nun aber ist das Publikum gefragt, denn wer will, kann sich die Schuhe ausziehen und auf der Bühne ein paar einfache Schritte ausprobieren. Die Gäste lassen sich nicht lange bitten, die Bühne füllt sich rasch und der Bossa-Nova-Line-Dance klappt bald schon ganz hervorragend. Ein wunderbares Finale für einen schwungvollen, leichten Ballettabend, der Lust auf Sommer, Sonne und Strand macht.
„Bossa Nova“ – von Jonathan dos Santos und Kristian Lever. Salzburger Landestheater – Probenzentrum Aigen | Choreographie: Jonathan dos Santos und Kristian Lever. Bühne und Kostüme: Sascha Thomsen. Dramaturgie: Armin Frauenschuh. Mit: Valbona Bushkola, Annachiara Corti, Karine de Matos, Chigusa Fujiyoshi, Mikino Karube, Gala Lara, Lucas Leonardo, Samuel Pellegrin, Andrea Porro, Cassiano Rodrigues, Matteo Rondinelli, Quinn Roy, Ben van Beelen, Anna Yanchuk. Fotos: SLT / Christian Krautzberger

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