Autor: Charles Lewinksy
Titel: Täuschend echt – Roman
ISBN: 978-3-257-0306-5
Verlag: Diogenes
Erschienen: Oktober 2024
Klappentext:
Ein Werbetexter verliert alles auf einen Schlag: Liebe, Geld und Karriere. Dank künstlicher Intelligenz schafft er es, sich wieder aufzurappeln. Die neue Technologie hilft ihm, ein Buch zu schreiben, das große Beachtung findet, weil es angeblich die Geschichte eines wahren Schicksals erzählt. Nur eine Frau weiß, dass das nicht stimmt: die ehemalige Geliebte, die den nun so gefeierten Autor schon einmal um alles gebracht hat.
Rezension von Anni Lemberger
Nachdem ein bekannter Müslikönig den Vertrag mit seiner Agentur kündigt, verliert der verantwortliche Werbetexter seinen Arbeitsplatz. Das geschieht, nachdem er bereits zuvor von einer getarnten Liebesbetrügerin um sein Erspartes gebracht wurde.
Nun braucht der arbeits- und mittellose Mann dringend eine neue Einnahmequelle. Diese findet er durch seine Nachbarin Belle und eine Künstliche Intelligenz. Ein wohlhabender Bekannter von Belle sucht nach einer „True Story“ über Missstände in der Welt.
Mit Hilfe seiner „KI“ verwandelt sich der arbeitslose Werbetexter in einen Ghostwriter, der die Erfahrungen einer unterdrückten, aber kämpferischen jungen Frau in einem patriarchalen System erzählt. Als Namen der Protagonistin schlägt ihm die künstliche Intelligenz, liebevoll KI(RSTIN) genannt, einen häufigen afghanischen Frauennamen vor.
Wider Erwarten wird das Buch ein Bestseller, doch der Autor verliert zunehmend die Kontrolle über „den Geist, den er rief“. Um die Geschichte glaubwürdig zu halten, geht er schließlich einen Pakt mit dem sprichwörtlichen Teufel ein.
Dieser großartige Roman behandelt die immer größere Bedeutung Künstlicher Intelligenz in unserem Leben. Der Autor zeichnet ein irritierendes, aber satirisches Bild der Möglichkeiten digitaler Algorithmen.
Die Texte, die Lewinsky der digitalen Welt entlockt, sind kursiv dargestellt und in das Buch eingearbeitet. Der Protagonist beginnt, die Algorithmen zu personalisieren, und gibt seiner KI einen Namen. Mit den richtigen Eingabedaten liefert „Kirstin“ brauchbare Texte – bei minimal abweichenden Eingaben aber völlig unbrauchbaren Unsinn. Die Texte erfordern präzise Recherche und Bearbeitung, um ihre Richtigkeit zu gewährleisten. Ein Beispiel: „Eine Muslima wird sich kaum bekreuzigen, selbst wenn sie in Not gerät.“
Doch die Lügen holen den Autor bald ein. Ein unüberlegter Deal bewahrt ihn zunächst vor der größten Verlegenheit, wird jedoch zum Fallstrick.
Das Buchcover ist rätselhaft, die Einleitung fesselnd, und der Leser wird von Beginn an in die Geschichte hineingezogen. Die Erzählung ist unterhaltsam, informativ und flüssig geschrieben.
Am Ende schlägt die Handlung eine völlig neue Richtung ein und überrascht mit einem unerwarteten Finale. Ein besonderer satirischer Lesegenuss, der zugleich sehr nachdenklich macht.
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