Im Odeïon Kulturforum Salzburg entführt Gert Jonkes Theaterstück in ein Reich der Klangwahrnehmung. In der Regie von Hildegard Starlinger begibt sich Elisabeth Nelhiebel als Dirigentin auf die Suche nach der perfekten Sinfonie.
In Erwartung eines Plädoyers für die Stille irritiert die penetrant laute Musikbeschallung beim Betreten der Hinterbühne des Dorothea Porsche Saales. Dass die Orchestermusiker nicht erscheinen, scheint hingegen durchaus angebracht. Die Frau Musikdirektor thront ganz hoch auf einem Holzgerüst und blickt leicht irritiert in den leeren Orchestergraben. Da für sie eine Absage der Probe nicht in Frage kommt, wendet sie sich an das Publikum. Wenn wir nur genau auf die Spitze ihres Taktstockes blickten, müssten wir doch ein Gefühl für die Musik bekommen, sie vielleicht sogar hören.
Die Hausmeisterin schüttelt nur den Kopf, sie hat die Frau Musikdirektor noch nie verstanden, behauptet diese doch, die Lunge der Seele befinde sich hinter den Ohren. Mehr Probleme bereitet ihr allerdings eine Flut, die droht, den Konzertsaal unter Wasser zu setzen, Sandsäcke müssen herbeigeschafft werden. So profane Probleme lassen die Dirigentin kalt, sie probt unermüdlich weiter.
Elisabeth Nelhiebel hat als fanatische, etwas abgehobene Musikerin und Dirigentin nicht nur das Publikum fest im Griff, auch ein Gebärdenchor folgt ihren Anweisungen. Anna Morawetz sorgt als leicht genervte Hausmeisterin mit ihrem Handstaubsauger für peinliche Sauberkeit im Konzertsaal. Ob Rudi Streichquartett (Christiane Warnecke) sich als Orchestermusiker eignet, ist fraglich, denn er ist gefangen in Streichquartetten, in die er jede Musik, ja sogar sämtliche Menschen, transkribiert. Das Auftauchen des Konzertmeisters (Gerard Es) zeigt die finanzielle Misere des privaten Orchesters auf.
Der Abend ist als Hommage an den …
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