Christian Klinger: Eine Corsa in Triest

Christian Klinger

Christian Klinger | Foto: Literaturagentur Wildner / Fotograf - Paul Feuersänger

Christian Klinger: Eine Corsa in Triest

Autor: Christian Klinger
Titel: Eine Corsa in Triest – Gaetano Lamprecht ermittelt / Kriminalroman
ISBN: 978-3-7117-2123-5
eISBN: 978-3-7117-5519-3
Verlag: Picus Verlag Ges.mbH.
Erschienen: 28.08.2024

Klappentext:

Ispettore Gaetano Lamprecht ist zurück in Triest – das nunmehr Teil Italiens ist. Nach dem Ersten Weltkrieg gibt es die k. u. k Monarchie nicht mehr, Lamprecht steht nun im italienischen Polizeidienst. Sein erster Fall dreht sich um einen verschwundenen Autokonstrukteur, der sich im Dunstfeld der italienischen Faschisten verstrickt hat. Die sind nämlich interessiert an seiner neuen Entwicklung: einem Automobil, das elektrisch angetrieben wird. Die Familie Lamprecht indes vergrößert sich unvermutet um ein kleines Mädchen, und Gaetanos Vater hat Schwierigkeiten, sich mit den neuen italienischen Gegebenheiten abzufinden

Annelore Achatz

Rezension von Annelore Achatz

Der Erste Weltkrieg ist vorbei, aber friedlich ist es nicht in Triest. Gaetano Lamprecht kehrt nach dem Krieg in sein Elternhaus zurück, das sich nun in Italien befindet, wo er als Austriaco ein unerwünschter Ausländer ist.

Die Zeiten sind schwer – deshalb bemüht sich Gaetano um eine Stelle bei der italienischen Polizei. Offenbar hat er einen Fürsprecher, denn er erhält eine Anstellung als Agente, was jedoch weit unter seinem früheren Rang liegt.

In Triest werden, wie im übrigen Königreich Italien, die Schwarzhemden immer stärker und ihr Terror wird zunehmend bedrohlicher.

Im Rahmen seiner Ermittlungen zu einem spektakulären Autounfall und einem verschwundenen Wiener Autokonstrukteur gerät Gaetano zwischen die Fronten rivalisierender Gruppen und wird Opfer eines gefährlichen, intriganten Spiels. Vom Jäger wird er zum Gejagten und seine vorübergehende Freistellung vom Polizeidienst sollte noch sein geringstes Problem sein.

Der Protagonist ist ein ehrgeiziger junger Mann, der den Zusammenbruch der österreichischen Monarchie verkraften muss. Zudem leidet er unter den körperlichen und psychischen Folgen seines Kampfeinsatzes für das Habsburger Kaiserreich.

Um beruflich wieder Fuß zu fassen, muss er sich in Demut üben, denn im Krieg stand er auf der anderen Seite der Front. Außerdem sind Mussolinis Faschisten im Vormarsch – ihr nationalistisches Ziel: Italien von allem Fremden zu säubern. Der mühsame Neuanfang bei der italienischen Polizei gelingt ihm, doch dafür muss er die italienische Staatsbürgerschaft annehmen. Für seinen Vater ist dieser Nationalitätenwechsel ein Affront, er bleibt auch nach dem Zusammenbruch der Monarchie ein überzeugter Anhänger des alten Regimes.

Letztendlich bewältigt der junge Polizist den schwierigen Übergang in die neue Zeit gut. Zudem kann er ein früheres Versprechen einlösen: Er nimmt die verwaiste Tochter eines verstorbenen Kollegen bei sich auf.

Dem Autor ist ein großartiger Roman gelungen, der eher eine historische Erzählung als einen klassischen Kriminalroman darstellt.

Mit viel Feingefühl und einer mitreißenden Sprache schildert Klinger die Herausforderungen der deutschsprachigen Bevölkerung in Triest zu dieser Zeit. Sie stehen vor einer folgenschweren Entscheidung: Entweder die Heimat verlassen oder die Nationalität wechseln.

Der Autor hat hervorragend recherchiert und schafft damit eine authentische Geschichte, die den Leser von der ersten Seite an in den Bann zieht.

Der dritte Roman rund um den Mordermittler Gaetano Lamprecht hat mich besonders beeindruckt. Immer wieder stellte ich mir die Frage: Wie kann ein friedliches Zusammenleben von Menschen funktionieren, die im Krieg noch gegeneinander gekämpft haben?

Ein großartiger, spannender und empfehlenswerter Roman – nicht nur für Krimifreunde.


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