Christoph Peters: Innerstädtischer Tod

Christoph Peters

Christoph Peters | Foto: Penguin Random House Verlagsgruppe © Peter von Felbert

Christoph Peters: Innerstädtischer Tod

Autor: Christoph Peters
Titel: Innerstädtischer Tod – Roman
ISBN: 978-3-630-87747-1
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Erschienen: 11.09. 2024

Klappentext:

Es ist der 9. November 2022. Der russische Angriff auf die Ukraine überschattet das private wie das öffentliche Leben. Am Abend wird die erste Einzelausstellung des aufstrebenden Künstlers Fabian Kolb in der berühmten Berliner Galerie Konrad Raspe eröffnet.

Fabians Familie, Eigentümer der letzten Krefelder Krawattenmanufaktur, ist eigens für dieses Ereignis angereist. Sein Onkel, Hermann Carius, alternder Chefideologe der „Neuen Rechten“ im Bundestag, denkt über einen medienwirksamen Auftritt bei der Vernissage nach, während Fabians Vater hofft, die internationalen Kontakte seines Schwagers zu nutzen, um weiterhin Ware nach Russland zu exportieren.

Je näher die Ausstellung rückt, desto stärker werden Fabians Zweifel, ob er tatsächlich bereit ist, sich auf all die Kompromisse einzulassen, die eine internationale Karriere als Künstler mit sich bringen, zumal sein Galerist sich plötzlich mit schweren Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiterinnen konfrontiert sieht.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Voller Zweifel baut Fabian Kolb, Sohn der letzten Krawattenmanufaktur Deutschlands, in der Galerie von Konrad Raspe seine Kunstinstallation „Windhauch, alles ist Windhauch“ auf. Die Werke sollen provozieren, doch Fabian ist unsicher, ob er die Ausstellung überhaupt noch möchte. Was er jedoch nicht ahnt, ist, dass er nicht der Einzige ist, der Zweifel hat. Einen Tag vor der Eröffnung tauchen skandalöse Medienberichte über seinen Galeristen Raspe auf.

Währenddessen versammelt sich Fabians Familie in Berlin, um ihrem „Künstler“ einen mehr oder weniger geheuchelten Respekt zu zollen. Dabei prallen Welten aufeinander, und die Kluft innerhalb der Familie wird größer.

Der Roman ist ein großartiges, gesellschaftskritisches Werk, das zwischen Fiktion und Realität spielt, wahre Ereignisse mit fiktiven Handlungen und Personen verknüpft. Wie zuvor das Coronavirus spaltet der russische Angriffskrieg die deutsche Nation.

Mittendrin befindet sich die Familie der fiktiven Krawattenmanufaktur Kolb als Symbol der gesellschaftlichen Spaltung. Fabians Vater Hans-Gerd strebt aus wirtschaftlichen Gründen eine Kooperation mit Russland an, während Onkel Hermann, ein Historiker, die Nähe russischer Diplomaten sucht, um seine ultrarechten Ideologien zu unterstützen.

Abgesehen von Leo, Fabians Bruder, der die Krawattenmanufaktur weiterführt, driftet die Familie immer weiter auseinander. Martin Carius flüchtet sich als Priester in einen radikalen Katholizismus und unterstützt Menschen, die sein Vater ablehnt. Fabian wiederum verliert sich in den Zweifeln an seiner Kunst und stürzt sich in eine zweifelhafte Affäre.

Am Ende ist nichts, wie es scheint. Alles beginnt sich aufzulösen, und selbst Worte sind nur noch Schwingungen in der Luft.

Der Autor zeichnet ein bitterböses, satirisches Bild unserer Gesellschaft. Er stellt die zunehmende „schwarz-weiß“-Denkweise in den Fokus seiner Betrachtungen und hält uns einen Spiegel vor.

Bereits das Cover zeigt die strikte Hell-Dunkel-Abgrenzung, die neugierig macht. Der Text erfordert anfangs erhöhte Aufmerksamkeit, um der Handlung zu folgen, doch das Thema ist hochaktuell und spannend.

Das Schicksal des Protagonisten bleibt offen, was dem Leser viel Raum für Interpretation lässt. Ein nachdenklich machender und hochaktueller Roman für kritisch denkende Leserinnen und Leser.


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