Die Salzburger Choreografin Editta Braun hat mit der türkischen Star-Pianistin Ayşe Deniz Gökçin eine „szenische Phantasie“ erarbeitet. Das Publikum wird durch das Zusammenspiel von Live-Musik und zeitgenössischem Tanz mit verstörenden Eindrücken konfrontiert, die gewohnte Wahrnehmungsmuster hinterfragen. Die Salzburg-Premiere fand am 15. Oktober 2015 in der ARGEkultur statt.
Von Elisabeth Pichler
Nachdem Ayşe Deniz Gökçin ihre Notenblätter gründlich studiert hat, setzt sie sich an den Flügel. Es erklingen Eigenkompositionen und Interpretationen von Werken Thierry Zaboitzeffs. Fast unbemerkt beginnt sich der graue Hügel neben dem Klavier – er besteht aus vielen kleinen Schaumstoffwürfeln – zu bewegen.
Allmählich erscheinen nackte Körperteile, die im Takt der Musik wippen und zucken. In Zeitlupentempo schleichen, kriechen und schlurfen die übrigen Tänzerinnen auf die Bühne. Es handelt sich um gesichtslose, fast nackte Wesen, die mit gesenktem Kopf und struppiger, blonder Perücke genmanipuliert wirken. Diese befremdlichen Kreaturen bewegen ihre Körper auf irritierende Art und scheinen dabei eine gemeinsame abstrakte Sprache zu finden.
Sie verstören mit beängstigenden Soli, in denen sie wie riesige, tanzende Insekten hilflos mit Armen und Beinen flattern. Gemeinsam schaffen sie Skulpturen von beklemmender Schönheit. Das Klavier und die Musik scheinen eine gewaltige Anziehungskraft auf diese gequälten Geschöpfe auszuüben, ständig versuchen sie, es mit Händen und Füßen zu berühren und so Kontakt aufzunehmen.
„Close Up“, die neueste Produktion von Editta Braun, erweist sich als mitreißendes Klavierkonzert, das durch die Übergriffe seitens der Tänzerinnen zwar ständig gebrochen wird, d…
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