Autor: Daniel Stögerer
Titel: Luzia – Kindheit zwischen zwei Kriegen
ISBN: 978-3-903575-24-0
Verlag: Edition Keiper
Erschienen: 13.09.2024
Klappentext:
Wien, 1926: Hunderte warten im Schneetreiben vor den Arbeitsämtern, bei Protesten fallen Schüsse, und schwangere Frauen pilgern heimlich zu einem schäbigen Zinshaus in der Troststraße, um die Dienste einer gewissen Frau Tóth in Anspruch zu nehmen.
Diese ist Pflegemutter der achtjährigen Luzia, eines schüchternen Mädchens, das inmitten all jener Unruhen anfängt, nach dem Verbleib ihrer leiblichen Mutter zu fragen. Als die Mutter aber nichts von ihr wissen will, schickt man Luzia als Dienstkind zu Bauern in die Bucklige Welt, wo sie zunächst alleine ihren Weg bestreiten muss.
Rezension von Anni Lemberger
Als Luzia das Licht der Welt erblickt, befindet sich Österreich in einer unruhigen Zeit. Der Vater des Kindes ist unbekannt, und die Mutter ist noch sehr jung. Deshalb kann sie ihr Kind nicht selbst großziehen. Luzia kommt zu einer Pflegemutter, die sich um das Mädchen kümmert, aber ein dunkles Geheimnis hat. Immer wenn „Gäste“ bei Frau Tóth erscheinen, muss Luzia mit dem Untermieter die Wohnung verlassen.
Nachdem Luzia arglos das Geheimnis der Pflegemutter preisgibt, ändert sich ihr Leben. Sie kommt als „Dienstkind“ auf einen Bauernhof in Niederösterreich. Dort ist sie zunächst auf sich allein gestellt und hat einen mühsamen Weg vor sich. Doch sie sucht beharrlich nach einem Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter, bis sie ihn endlich findet – zunächst jedoch enttäuscht ist. Als die Annäherung gelingt, bleibt den beiden nur wenig Zeit.
Der Autor Daniel Stögerer erzählt die Geschichte seiner Urgroßmutter, die zwischen den beiden großen Kriegen unehelich geboren wurde. Ihre Kindheit fiel in diese schwierige Zeit.
Die Epoche war geprägt von Armut, Entbehrung, Arbeitslosigkeit sowie der Rechtlosigkeit von Frauen und ihren „ledigen“ Kindern. Zudem kämpften Arbeiter gegen einen autokratischen und unterdrückenden österreichischen Regenten, was zu wiederholten Straßenkämpfen führte.
Das Leben der kleinen Luzia hatte keine dramatischen Höhepunkte, war aber auch kein erstrebenswertes Aufwachsen. Trotz aller Entbehrungen traf sie immer wieder auf wohlwollende Menschen. Sie musste schwer arbeiten, erfuhr jedoch im Gegensatz zu anderen Kindern manchmal eine gewisse Form der Zuwendung.
Stögerer thematisiert das „Gewerbe der Engelmacherinnen“ – meist Frauen, die Schwangere von ihrer Leibesfrucht befreiten. Getrieben von bitterer Armut, Unwissenheit über Verhütungsmethoden und bereits mit vielen Kindern belastet, sahen sie keinen anderen Ausweg, als ihr Kind unter Lebensgefahr abzutreiben. Auch die Geburt lediger Kinder erforderte großen Mut, den nicht alle Frauen aufbrachten.
Ein kompaktes Buch, das gut zusammengefasst und lesbar ist und die Seele des Lesenden berührt.
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