Gert Jonke, der Anfang dieses Jahres verstarb, war mehrfacher österreichischer Literaturpreisträger. Das Theater Panoptikum hat seine skurrile Geschichte „Das Zimmer“ für die Bühne bearbeitet und bringt sie als „Musikalisch-ironische Textinsekten“ auf die Bühne. Premiere war am 28. November 2009 im Kleinen Theater.
Von Elisabeth Pichler
Gert Jonke für die Bühne zu inszenieren ist eine gewaltige Herausforderung. Wie kann man seine extreme Sprachkunst, die so hintergründig ist, dem Publikum nahebringen? Das Theater Panoptikum versucht es mit einer halbszenischen Umsetzung. Drei Sessel, drei Mikrofone und drei Musikinstrumente sind Bühnenbild und Requisite. Gerda Gratzer (Ziehharmonika), Arturas Valudskis (E-Piano) und Benedikt Vyplel (Trompete), alle in altmodisch schwarzen Anzügen, mit weißgeschminkten Gesichtern und Melonen auf dem Kopf, nehmen zu Beginn des Stückes Platz und starren ins Publikum.
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Dann beginnt uns Gerda Gratzer klar zu machen, dass sie nur ein – mit den jeweiligen Mietern äußerst unzufriedenes – Zimmer sei: „Ich bin nur das Zimmer, ich halte es in diesem Haus nicht aus.“ Verschiedene Leute bewohnen das Zimmer, unerträglich anmaßende und manchmal auch schonend wohnende Mieter. Als auch dem nächsten Bewohner wegen ausständiger Zahlungen die Delogierung droht, beschließt das Zimmer, sich mit dem Mieter zu verbrüdern, das Haus zu verlassen und weit weg in die Lüfte zu flüchten. „Wir verdrücken uns jetzt gleich und entkommen den Mauern. Und dann schweben wir hinaus in den offenen Ozean des Himmels.“ Von dort oben können sie beobachten, wie das Haus zusammenkracht, ohne die Wände des Zimmers hat es eben keine Chance, es zerbröselt.
Diese Geschichte wird durch verschiedenartige Lieder begleitet, die mal an Hubert von Goisern erinnern, dann wieder an Herbert Grönemeyer oder auch an jüdische Klangwelten. Arturas Valudskis singt mit rauchiger Stimme, wobei die Texte leider nicht immer leicht zu verstehen sind. Zum Abschluss lesen Gerda Gratzer und Benedikt Vyplel Jonke-Texte aus kleinen Büchern, leiernd und fast meditativ, wie eine Litanei, immer schneller, dann immer leiser. Sie verstummen erst, als sie völlig im Dunkeln sitzen.
Arturas Valuskis Regie gelingt der spielerisch-experimentelle Umgang mit Jonkes Texten, den dessen Sprachkunst verlangt. Man muss sich auf die surrealen Texte einlassen, dann entdeckt man eine durchaus bösartige Logik, die voll Komik steckt. Die einstündige Performance in diesem atmosphärisch dichten Raum wird dann mit ihren poetischen Bildern zu einem ganz besonderen Erlebnis.
„Das flüchtige Zimmer“ nach Gerd Jonke „Das Zimmer“, eine Produktion des Theater Panoptikum / Regie, Ausstattung, Komposition: Arturas Valudskis /Schauspiel und Musik: Gerda Gratzer, Benedikt Vyplel, Arturas Valudskis
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