Im Rahmen der Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024 wird im Februar nächsten Jahres in Bad Goisern „Das große Welttheater“ nach Calderon de la Barca, eine Produktion der VOLXtheaterwerkstatt Salzburg, aufgeführt. Ein so großes Projekt braucht eine Menge Vorbereitung und so feierte eine Vorstudie, die erste Episode, am 25. April 2023 im Studio der ARGEkultur Premiere. Ein schräger, humorvoller, vom Publikum stürmisch gefeierter Theaterabend.
„Bist du a beim Casting?“ hört man aufgeregt von allen Seiten, denn es trudeln jede Menge Menschen im Studio ein. Sie wollen alle beim XXL-Welttheater mit dabei sein. Der elegante Impresario, Autor und Schöpfer des großen Werkes, schwingt seinen weißen Zauberschöpfer und dann kann endlich die Vorstellungsrunde beginnen.
Josefine kommt vom sozialen Hilfsdienst, Julie von der Heimatbühne, Lydia vom inklusiven Theater in Linz, Hans ist von Beruf Tänzer und redet gerne und viel, der coole Ryan kommt aus Alabama, war Metzger und ist jetzt Vegetarier. So haben alle ihre ganz spezielle Vorgeschichte, doch sie eint eine große Leidenschaft fürs Theater. Klar ist, dass jede und jeder die passende Rolle bekommen wird, auch der Mann im Rollstuhl.
Der Autor erklärt den Schauspielern nun sein Vorhaben. Er will vor mehr als 13 Milliarden Jahren mit der Entstehung des Universums beginnen. Der kleine schwarze Punkt, mit freiem Auge praktisch nicht zu erkennen, das ist in diesem riesigen Universum unsere winzige Erde. Und nur um diesen winzigen Ausschnitt des Universums, unsere Welt, geht es in seinem Stück.
Nun geht es an die Verteilung der allegorischen Rollen. Ein Computer spuckt die Ergebnisse aus, doch nicht alle sind damit zufrieden. Vor allem Julia ist schwer frustriert, sie will einfach nicht der „Bettler“ sein. Der coole Ryan hat nichts gegen den „Bauern“, er will ihn einfach modern anlegen. Streit gibt es auch um die „Schönheit“, das muss dann eine Jury entscheiden.
Wenn endlich alle halbwegs zufrieden sind, kann das Spiel, das sich vom Urknall, über die Geburt, bis hin zum Weltuntergang spannt, beginnen. In der ersten Szene geht es dann zwar um eine Geburt, doch die Frau des Königs möchte das Kind fix und fertig, am besten schon mit Matura. Die Klinik ist bestens aufgestellt, man bietet eine Probeadoption an oder eine Leihmutter.
Eine weitere Szene spielt in einem Labor, in dem der Arzt nachts seinem Hobby, der grünen Gentechnik, frönt. Probleme gibt es allerdings bei der Geburt des Thronfolgers, mit Drillingen hat man nicht gerechnet. Es folgt ein Abstecher ins Fitnessstudio und dann geht es zur „Oma im Koma“ in die Klinik. Die letzte Szene findet am Imbissstand zum Jüngsten Gericht statt. Der Weltuntergang ist nicht mehr aufzuhalten.
Wer die inklusiven Theater- und Tanzprojekte des Theaters ecce kennt, weiß, dass die Freude und Begeisterung der bunten Truppe direkt auf das Publikum überspringt. Reinhold Gerl lässt sich als Autor und Schöpfer des großen Projekts nicht aus der Ruhe bringen und geht auch auf Sonderwünsche ein. Der syrische Schauspieler Salim Chreiky etwa behauptet so lange, er sei der sumerische König Gilgamesch, bis er endlich seine Geschichte vortragen darf.
Die Begeisterung beim Schlussapplaus ist riesengroß, die Freude und Erleichterung über die gelungene Vorstellung spürbar. Gratulation an das Ensemble, Regisseur Reinhold Tritscher und Choreographin Anna Adensamer.
„Das große Welttheater – Episode 1“ – nach Calderon de la Barca. Eine Produktion der VOLXtheaterwerkstatt Salzburg. Eine Koveranstaltung von ARGEkultur und Theater ecce. Inszenierung: Reinhold Tritscher. Choreographie: Anna Adensamer. Hospitanz: Christina Jaques. Technik: Jonathan Grillich. Mit: Reinhold Gerl, Anna Loch, Sabine Presslauer, Julijan Kovacevic, Philipp Kieninger, Kunigunde Eschbacher, Nick Willuda, Pierre Feitler, Salim Chreiky, Sebastiano Stefanoni, Clara Thaller, Ilse Markgraf, Florian Heis, Waltraud Grasfurtner. Fotos: Theater ECCE/ Foto Flausen
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