Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen
Der junge iranische Autor Nassim Soleimanpour erschuf mit seinem Stück ein modernes Theaterexperiment. Wegen des außergewöhnlichen Konzeptes wird jedes Stück ein Unikat, denn die Komik, die Kritik und Absurdität generiert sich in diesem Stück durch den jeweiligen Schauspieler und dem Publikum jedes Mal neu.

Von Matthias Traintinger
Als der 29-jährige Iraner das Stück 2012 schrieb, war es sein Protest. Er konnte nur mit Hilfe dieses Theaterstückes sein Land verlassen, weil er keinen Pass hatte. Diesen hätte er nur durch Ableisten des Militärdienstes erhalten. Und so suchte er sich einen anderen Weg. Im Original auf Englisch verfasst, ist es heute schon in über 25 Sprachen übersetzt und von vielen bekannten Schauspielern in Szene gesetzt worden.
In Graz wurde diesmal Rudi Widerhofer zu seinem Sprachrohr. Der jeweilige Schauspieler darf das Stück nicht kennen und auch nur einmal in seinem Leben aufführen. Am Anfang der Aufführung erhält er in einem geschlossenen Kuvert den Text. Von da an beginnt das Experiment. Die Macht von Wörtern erlebte ich noch in keinem Stück so direkt.
Im Leben lässt man sich generell nicht gerne herumkommandieren, doch im Theater schaut die Welt schon wieder anders aus. Der Text gibt vor was zu tun ist, er gibt Instruktionen für den Schauspieler aber auch für das Publikum. Auf eine skurrile Art und Weise wirkt es beinahe, als wäre der Autor anwesend und dirigiert sein Stück. Das Bühnenbild ist minimalistisch, beinhaltet aber alles Nötige: einen Tisch, einen Stuhl und zwei Wassergläser. Das ist auch beinahe alles, außer natürlich das kleine Fläschchen Gift, welches sich zu den Wassergläsern gesellt.
Wie sehr das geschriebene Wort seine Macht zeigt, ist für jede Person wahrscheinlich unterschiedlich, doch einen Anreiz zum Nachdenken gibt es allemal.
Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen | Nassim Soleimanpour | Aus dem Englischen von Nico Laubisch | Schauspielhaus Graz Haus Drei | Mit: am 10.1. mit Rudi Widerhofer, am 27.1. mit Nico Link, am 27.2. mit Florian Köhler | Grafik: Sandra Reichl/ Dorfzeitung

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