Das Kriegerdenkmal in Rauris

Kriegerdenkmal in Rauris

Die Erinnerungsstätte neben der Pfarrkirche in Rauris mag auf den ersten Blick ein typisches Monument zum Gedenken an Gefallene sein. Doch die Wahl des planenden Künstlers wirft Fragen auf.

Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

Josef Thorak, einer der führenden Bildhauer des nationalsozialistischen Deutschlands, entwarf das Denkmal 1952, also Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Es ist mehr als bemerkenswert, dass ein solcher Vertreter der NS-Kunstszene weiterhin öffentliche Aufträge erhielt. Das zeigt, dass ein Teil Österreichs sich unzureichend mit der NS-Vergangenheit auseinandersetzt.

Thoraks Monumentalwerke dienten im Dritten Reich der Propagierung faschistischer Ideale. Die Gestaltung des Denkmals in Rauris mit trauernden Figuren und einem großen Kreuz knüpft eindeutig an eine Ästhetik an, die an NS-Ideale erinnert. Ohne Kontextualisierung kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob dieses Werk wirklich frei von ideologischer Kontinuität ist.

Das Fehlen erklärender Tafeln zur Vergangenheit Thoraks verstärkt diesen Eindruck. Die Beauftragung des Künstlers 1952 kann nur als “Geste der Nichtdistanzierung” von der NS-Zeit interpretiert werden. In einer Zeit, in der Europa zunehmend sein historisches Gedächtnis prüft, ist die unkritische Präsenz eines solchen Denkmals im öffentlichen Raum höchst fragwürdig.

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Dorfladen

1 Kommentar zu "Das Kriegerdenkmal in Rauris"

  1. Heinrich Frei Heinrich Frei | 28. September 2024 um 06:26 |

    Karl Traintinger schreibt: «Josef Thorak, einer der führenden Bildhauer des nationalsozialistischen Deutschlands, entwarf das Denkmal 1952, also Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Es ist mehr als bemerkenswert, dass ein solcher Vertreter der NS-Kunstszene weiterhin öffentliche Aufträge erhielt. Das zeigt, dass ein Teil Österreichs sich unzureichend mit der NS-Vergangenheit auseinandersetzt.»

    Als wir vor einigen Jahren Wien besuchten, waren wir wie erschlagen von den Prunkbauten der Habsburger, der Hofburg, von Schönbrunn und der riesigen Rossauer Kaserne. Wien in seiner Pracht der Habsburger in allen Ehren. Wer hat jedoch den Prunk der Maria Theresia, des Kaiser Franz-Josephs, der Sissi bezahlt? Wie hat das Volk unter diesen Ausbeutern damals gelebt? Dies müsste auf der Hofburg und in Schönbrunn auch dokumentiert werden, gerade vis-a-vis der Salons.

    Die vielen Denkmäler in Wien der vergangenen Schlachten erinnerten uns an Berta von Suttner die in ihrem Buch «Die Waffen nieder» diese «glorreiche Zeit» beschrieb, Ihr Papa im Roman, ein General, «war so stolz auf seine Kriegserlebnisse und sprach mit solcher Genugtuung von den ‚mitgemachten Campagnen‘, dass mir unwillkürlich um jeden Mann leidtat, der keine ähnlichen Erinnerungen besitzt». Waren die Habsburger mit ihren Schlachten nicht auch Kriegsverbrecher, wie die Nazis, von denen einige unsere Bekannten in Zürich aus Wien flüchten mussten, sonst hätte man sie umgebracht? (Friederich Liebling mit seiner Familie, Josef Rattner mit seinen Eltern und seinen Brüdern, die Horowitz usw.)

    Neben der Rossauer Kaserne steht das Denkmal des kaiser und königlichen Infanterieregimentes der Hoch- und Deutschmeister No. 4. Das Regiment habe seine «Feuertaufe bei Zenta» im Jahre 1697 erlebt, wie ich auf Granit eingemeisselt lesen konnte. Dieses Regiment soll, wie es weiter hiess, «während seines 200 Jahr Bestandes 206 Schlachten und Gefechte mit einem Gesamtverlust von 407 Offizieren und 20’000 Soldaten mitgemacht», haben, von der «Szegediner Haide 1697, Campo Santo 1758, Belgrad 1793, bis Nachod 1866». «Die Besten der Besten» waren gefallen für «Gott und Vaterland».

    Zur Ausstellung des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes in Wien bekam ich freundlicherweise Zutritt, obwohl die schon etwas vergilbte Exposition wegen Personalmangels geschlossen war. Dort war ein Plakat der «Revolutionären Sozialistischen Jugend Österreichs», ein Aufruf gegen die erneute Einführung der «Allgemeinen Wehrpflicht», zu sehen. «Du sollst wieder zur Waffe greifen, Arbeiterjugend weisst Du, was das heisst?», konnte man lesen. Und weiter: «Du sollst Blut vergiessen, morden, sengen und brennen. Du sollst Deine Haut zu Markte tragen. Dein Leben opfern».

    Viele dieser Sozialisten des Widerstandes gegen den Militarismus, den Faschismus und gegen Hitler in Österreich, wurden später im «Haus der Gestapo», der Geheimen Staatspolizei Hitlers in Wien, in der Nähe des Franz-Josef Kais das Leben zur Hölle gemacht. «Es war für viele von ihnen der Vorhof des Todes», steht dort auf dem Denkmal für die Opfer geschrieben. Unter den Nazis sind 100’000 Österreicher in Konzentrationslagern und Gefängnissen umgekommen, darunter 65’000 jüdische Bürger. 140’000 Menschen sind ins Ausland geflüchtet und 320’000 sind im Zweiten Weltkrieg gefallen.

    Natürlich fand ich es «verständlich», wie mir damals gesagt wurde, dass «bei dieser heutigen Regierung», die Ausstellung des Dokumentationsarchives des österreichischen Widerstandes mangels Personals geschlossen war. Jörg Haider meinte in einem Interview einmal: «Kein Volk kann auf die Dauer mit einer Kriminalisierung seiner eigenen Geschichte leben, und damit muss auch in Österreich einmal Schluss sein.»

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