„Das Licht im Kasten“ – Schnäppchenjagd in den Kammerspielen

Dass sich Elfriede Jelinek für Mode begeistern kann, hat schon ihr Stück „Die Straße. Die Stadt. Der Überfall“ gezeigt. Mit „Das Licht im Kasten“, das den Untertitel „Straße? Stadt? Nicht mit mir!“ trägt, folgt nun eine Fortsetzung. Die Premiere am 17. November 2018 bescherte dem Publikum einen heiteren, komödiantischen Blick auf die Modewelt, zeigte aber auch ihre dunklen Seiten und Auswüchse auf.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Zu Beginn herrschen paradiesische Zustände: Fünf Menschen springen und tanzen vergnügt in weißen Spitzennachthemdchen über die Bühne und unterhalten sich mit harmlosen Spielchen. Doch als sie bunte Bänder finden, beginnen sie mit diesen ihren Stil ganz individuell zu verändern. Die Begeisterung ist groß, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Faszination für Mode ist geweckt, ein erster Modetrend geboren. Als sie auf einem Video todernste Mannequins über einen Laufsteg marschieren sehen, gibt es kein Halten mehr. Sie durchkämmen Modemagazine, stürmen Geschäfte oder bestellen ganz einfach im Internet. Doch unter welchen Bedingungen werden die billigen Jeans und T-Shirts hergestellt?

Das Licht im Kasten

Der Einsturz einer Fabrik in Bangladesch, bei dem über 390 Menschen ums Leben gekommen sind, hat zwar eine neue Debatte über die untragbaren Arbeitsbedingungen in dem verarmten Land ausgelöst, doch die Textilkonzerne importieren von dort mehr Produkte als je zuvor. Fließbandarbeiter kämpfen in den Billiglohnländern nach wie vor mit den giftigen Dämpfen von Unkrautvernichtungsmitteln. Wie billig darf also ein T-Shirt sein? Einen, fünf oder zehn Euro? Der Einkaufsbummel zum Sparpreis hat demnach auch eine moralische Dimension.

Kleider machen zwar Leute, doch Mode macht keine neuen Menschen. Was also tun, wenn Mode und Fitnesstraining nichts mehr ausrichten können? Da bleibt nur noch der Weg zum Schönheitschirurgen, die „Änderungsschneiderei“ für Gesicht und Body ist gefragt.

Das Licht im Kasten

Britta Bayer, Nikola Rudle, Tim Oberließen, Gregor Schulz und Walter Sachers schleudern dem Publikum Elfriede Jelineks beißend-ironischen, schwarzhumorigen Text mit seinen vielen Assoziationsketten mit voller Wucht entgegen. Kein Wunder, dass man seinen Umgang mit Mode hinterfragt, an den eigenen übervollen Kleiderkasten denkt und ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man Billigtextilien kauft. Nachhaltigkeit sieht sicherlich anders aus. Daher sind im Programmheft unter dem Titel „Das können Sie tun!“ Greenpeace-Tipps für giftfreie Kleidung zu finden.

Mit viel Tempo un…

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