„Der Bart“ – Ein ungewöhnlicher Schwiegersohn

„Der Bart“ – Ein ungewöhnlicher Schwiegersohn

Mit Culture Clash vom Feinsten unterhält der britisch-pakistanische Autor und Journalist Imran Yusuf in seinem Stück, das die Grenzen der Akzeptanz aufzeigt. Jérôme Junod inszeniert die deutschsprachige Erstaufführung im Schauspielhaus Salzburg mit enormem Tempo und einem großartigen Ensemble. Ein Theaterabend, der kein Klischee auslässt und für ungetrübte Heiterkeit sorgt. Die Vorstellung am 18. März 2025 war bestens besucht. Ein absoluter Tipp, nicht nur für verregnete Frühlingstage.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Die Premierministerin Ruth hält ihre letzte Rede, denn morgen ist Wahltag. Die ansonsten eiskalte Politikerin ist etwas nervös und greift daher gerne zur Flasche, denn „es ist Zeit, sich zu vernichten“. Dabei weiß sie noch gar nicht, welche Turbulenzen der Besuch ihres Töchterleins nach sich ziehen wird. Nina sorgte mit ihrem unkonventionellen Lebenswandel schon immer für familiäre Probleme. Regenbogenhaare und sexuelle Freizügigkeiten waren eigentlich noch harmlos. Heute aber stellt sie Akhtar Ahmed, ein charismatisches, muslimisches Oberhaupt, als ihren Verlobten vor. Schon morgen möchte sie ihn heiraten. Nun bittet das Paar um den Segen der Eltern. Diese aber sind fassungslos.

Vertuschen geht leider nicht mehr, denn Fotos der beiden sind schon im Internet aufgetaucht. Da hilft wohl nur ein Background-Check. Der Familienvater Jon wird fündig und deckt das Doppelleben des verwirrten jungen Mannes auf. Ob Ruth ihren Wahlkampf wohl noch retten kann?

Nora Pierer hat die Bühne in eine stylische, supermoderne Wohnung verwandelt. Das wohl wichtigste Inventar ist die gut bestückte Bar, denn Grund für einen beruhigenden Schluck gibt es an diesem Abend ständig. Jon (Antony Connor) ist zwar als Vermögensverwalter auch erfolgreich, hat aber bei dieser Frau (großartig und eiskalt Ulrike Arp) wenig zu melden. Kein Wunder, dass er für  das Patriarchat des Islams Sympathien aufbringt. Nina (strahlend vor Glück Leonie Berner) wirft ihren Eltern eine geistlose und seichte Lebenseinstellung vor. Sie hat anscheinend an der Seite ihres Zukünftigen endlich einen festen Halt gefunden. Köstlich Wolfgang Kandler als tiefenentspannter Mullah. Liegt es nun an seinem Bart oder seinem Namen, dass er keine Chance hatte und sich in die Moschee zurückziehen musste? Hier ist er allerdings der Star.

Culture-Clash-Filme und -Theaterstücke gibt es jede Menge. Doch dieser Abend überzeugt mit enormem Wortwitz und wirft die Frage auf: Wie schaut es mit unserer Toleranz und Weltoffenheit wirklich aus?

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