„Der Geizige“ – Ein habgieriger Familientyrann

„Der Geizige“ – Ein habgieriger Familientyrann

Die Theatergruppe Oberndorf bringt Molières 1668 uraufgeführte Komödie im Freiraum Oberndorf in einer flotten Inszenierung von Waltraud Gregor auf die Bühne.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Für den krankhaft geizigen Harpagnon zählt nur das Geld. „Er liebt das Geld mehr als Ansehen, Ehre und sittliches Verhalten, und der Anblick eines Bittstellers verursacht ihm Krämpfe.“ Kein Wunder also, dass seine Kinder Cléanthe und Elise Angst vor seinen Hochzeitsplänen haben. Das spielfreudige Ensemble überzeugte bei der absolut gelungenen Generalprobe am 29. November 2024.

Harpagnons Kinder sind verliebt, haben aber Angst, es ihrem Vater zu verraten. Sie ahnen schon, dass dieser nur auf das Geld schauen wird. Genauso kommt es auch. Für Cléanthe hat er eine reiche Witwe gefunden, für Elise den alten Herrn Anselme, einen Witwer, dessen Kinder schon tot sind. Dieser will seine Tochter sogar „ohne Mitgift“ nehmen. Harpagnon kann sein Glück kaum fassen.

Wenn ihm dann seine Kinder nicht mehr auf der Tasche liegen, könnte er ja die junge Marianne heiraten. Die Kupplerin Frosine hat ihm versichert, dass die junge Dame sehr bescheiden sei und er mit ihr jede Menge Geld sparen könne. Leider ist Marianne aber Cléanthes große Liebe und so stehen Turbulenzen ins Haus. Auch die Bediensteten haben es nicht leicht. Maître Jacques muss als Koch und Kutscher ständig um Geld betteln. Selbst die armen Pferde bekommen kaum etwas zu essen.

Elise weigert sich strikt, den alten Herrn Anselme zu heiraten, sie droht sogar mit Selbstmord. Ihr Liebster, der Haushofmeister Valère, schleimt sich bei seinem Chef ständig ein, weil er glaubt, ihn so gnädiger stimmen zu können. Als Harpagnon plötzlich seine Schatulle mit 30.000 Livre in purem Gold vermisst, dreht er völlig durch und verdächtigt jeden, selbst seine eigenen Kinder.

Herr Anselme hat schließlich noch eine Überraschung parat, die es den Kindern erlaubt, die jeweils gewünschten Partner zu ehelichen. Als die Schatulle wieder auftaucht, ist Harpagnon zwar kurz glücklich, bleibt aber alleine zurück.

Matthias Wanninger spielt den geizigen Harpagnon so authentisch, dass es fast schmerzt. Seine entzückenden, schwer verliebten Kinder Elise (Lina Aufleger) und Cléanthe (Jonas Propst-Pesendorfer) sind wirklich nicht zu beneiden. Kein Wunder, dass Elise verzweifelt zu singen beginnt: „Ich gehör nur mir!“ Valère, ihr Liebster, (Kevin Kristmann) gibt Harpagnon immer recht, er will sich ja nicht unbeliebt machen. Gerhard Moser hat es als Maître Jacques bei seinem geizigen, aufbrausenden Herrn absolut nicht leicht. Auch Cléanthes Diener La Flèche (Leander Weninger) hat wenig zu lachen. Die süße Marianne (Paula Aufleger) schmachtet hingebungsvoll ihren Cléanthe an. Anselme (HC Kröss) ist ein echter Gentleman und Adeliger und kann das drohende Unheil zum Glück in letzter Minute verhindern. Josef Leimüller als Kommissär komplettiert das ambitionierte Ensemble der Theatergruppe Oberndorf.

Die Bühne des Freiraums Oberdorf wurde mit viel Samt in einen vornehmen, barocken Salon verwandelt. Da hat Herr Harpagnon scheinbar doch nicht gespart. Auch die entzückenden Kostüme sind eine Augenweide. Ein rundum gelungener Theaterabend, der von Waltraud Gregor, die auch als Kupplerin Frosine auf der Bühne steht, mit viel Witz und Tempo in Szene gesetzt wurde.

Weitere Vorstellungen in der Schul-Aula Henndorf (15., 16., 28. und 29. Dezember) und im Pfarrsaal Taxham (17. und 18. Dezember).

Dorfgockel

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