Im lauschigen Park des ASKÖ Bewegungscenter Gnigl hat das OFF Theater einen kleinen Pavillon aufgestellt. Hier empfängt das Ehepaar Véronique und Michel Houillé das Ehepaar Annette und Alain Reille.

Ihre beiden Söhne haben sich geprügelt und das soll nun bei Kaffee und Kuchen in aller Ruhe besprochen werden. Die 2006 uraufgeführte Komödie der französischen Schriftstellerin Yasmina Reza gehört zu den erfolgreichsten Theaterstücken der letzten Jahre. Am 22. Juni 2025 durfte das Publikum diese spritzige, boshafte Gesellschaftssatire auf Liegestühlen, Bänken und Decken bei sommerlichen Temperaturen genießen.
Der elfjährige Ferdinand hat dem gleichaltrigen Bruno mit einem Stock zwei Schneidezähne beschädigt. Brunos Mutter Véronique hat bereits eine Stellungnahme vorbereitet. Der Ausdruck „bewaffnet mit einem Stock“ kommt gar nicht gut an und wird daher gestrichen. Alle sind um eine friedliche Übereinkunft bemüht und so verläuft das Gespräch anfangs ganz harmlos.
Die Diskussion wird durch Alains ständig klingelndes Handy unterbrochen. Als Anwalt eines großen Pharmakonzerns versucht er gerade, einen Skandal zu vertuschen. Er telefoniert lautstark, nimmt keinerlei Rücksicht und das nervt alle gewaltig.



Michel, der einen Eisenwarengroßhandel betreibt, ist von Natur aus gutmütig und träge. Dass er den nachtaktiven Hamster seiner Tochter in die Freiheit entlassen hat, sorgte in seiner Familie allerdings für Unstimmigkeiten. Auch Annette und Alain finden das gar nicht in Ordnung, für sie stempelt ihn diese Untat sogar zum gefühllosen „Mörder“. Nach und nach wird die Atmosphäre aggressiver und die gegenseitigen Beschuldigungen führen schließlich dazu, dass Annette schlecht wird. Das bekommt einem Kokoschka-Katalog, auf den Véronique besonders stolz ist, gar nicht gut. Zur Beruhigung serviert Michel einen ausgezeichneten Rum und der bewirkt schließlich die Eskalation. Das Konfliktpotenzial zwischen den Ehepaaren ist enorm. Auch Véronique, die eigentlich für Frieden und Stabilität eintritt, rastet schließlich völlig aus.
Die sozialkritische Schriftstellerin Véronique (Anja Clementi) arbeitet gerade an einem Buch über den Darfur-Konflikt und serviert stolz ihren selbstgemachten Clafoutis, einen französischen Kuchen-Auflauf. Ihr biederer Gatte Michel (Alex Linse) hat nicht viel zu melden, doch kredenzt er schließlich den verhängnisvollen Rum. Annette (Diana Paul) ist genervt von ihrem Mann (Tom Sturm), der ständig am Handy hängt. Dass die beiden Herren von dieser Aussprache nichts halten, ist ganz offensichtlich. Kinderkram ist doch eindeutig Frauensache. Kein Wunder, dass sich die Frauen schließlich verbünden und sich schieflachen, als mit dem nervigen Handy ein Unglück passiert.



Yasmina Rezas grandiose Gesellschaftssatire, von Janna Ramos-Violante temporeich in Szene gesetzt, ist noch bis 6. Juli 2025 bei schönem Wetter im Freien zu sehen. Bei schlechtem oder kaltem Wetter wird ins nahe OFF Theater übersiedelt.
„Der Gott des Gemetzels“ Komödie von Yasmina Reza. Regie: Janna Ramos-Violante. Mit: Anja Clementi, Diana Paul, Alex Linse und Tom Sturm. Fotos: OFF-Theater © Taro Ebihara – Drohnenaufnahme von pirart2000 Mathias Scheuringer

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