Die Gebrüder Grimm erzählen
Cassandra Rühmling startet zur Adventzeit eine Märchenreihe mit Live-Musik im Kleinen Theater. Die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob Grimm (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) nannten sich bei Veröffentlichung ihrer weltberühmten Kinder- und Hausmärchen Gebrüder Grimm. Als Wilhelm mit einer neuen Geschichte vom Markt heimkehrt, überredet ihn seine Schwester Dörthe, das Märchen doch gemeinsam mit Jacob durchzuspielen. Bei der Premiere am 6. Dezember 2022 kamen die Kinder aus dem Staunen nicht heraus. Auch die Begleitpersonen unterhielten sich prächtig und genossen das liebevoll inszenierte Märchen.
Der ernste Jacob sitzt in seinem Studierzimmer vor einer großen Bücherwand und feilt an seinen Märchen. Er weiß, dass sie oft grausam sind, doch er ist der Meinung: Strafe muss sein. Wilhelm hingegen ist eine Frohnatur und so verwandelt er sich nur allzu gerne in das „Glückskind“. Natürlich darf seine Schwester die Königstochter spielen und dabei an einer Harfe zupfen. Als Jacob die Krone des Königs aufgesetzt bekommt, ist auch er hoch zufrieden. Noch weiß er nicht, welch weitere Rollen ihn erwarten.
Hier die stark gekürzte Geschichte: Ein König erfährt, dass einem einfachen Bauern ein Glückskind geboren wurde, das später einmal seine Tochter heiraten werde. Er versucht natürlich alles, um das zu verhindern. Doch List, Lug und Betrug nützen ihm nichts. Die Hochzeit findet in seiner Abwesenheit statt. Nun aber fordert der König die drei goldenen Haare des Teufels von ihm. Frohen Mutes macht sich das Glückskind auf den Weg, trifft auf einen Baum, der keine Früchte trägt, einen Brunnen der versiegt ist und einen überarbeiteten Fährmann. Da die Großmutter des Teufels ein gutes Herz hat, will sie dem Burschen helfen. Sie reißt daher ihrem Enkelkind beim Lausen geschickt die drei goldenen Haare aus und erfährt dabei so einiges. Auf dem Heimweg kann das Glückskind daher dem Fährmann, dem Brunnen und schließlich auch dem Baum weiter helfen und wird dafür reich beschenkt. Der böse, gierige König aber erhält seine wohl verdiente Strafe.
Cassandra Rühmling führt nicht nur Regie, sie schlüpft auch in die Rolle der liebreizenden Prinzessin, die gerne ein munteres Liedchen trällert und mit Harfe, Laute und – zur Freude der Kinder – auch einer singenden Säge für stimmige Musikuntermalung sorgt. Als feurige Teufelin schlägt sie allerdings ganz andere Töne an. Torsten Hermentin irrt als „Goldkind“ stets frohgemut umher, wobei die Kulisse, die aus vier drehbaren Teilen besteht, sich ständig ändert. Sein Weg führt daher durch einen gefährlichen Wald, aufs Schloss zur Prinzessin, an den Fluss zum Fährmann und schließlich sogar in die Hölle. Der kurzfristig eingesprungene deutsche Schauspieler Jürgen Kramer beeindruckt durch große Bühnenpräsenz und angenehme, sonore Stimme. Neben Jacob Grimm und König, darf er als Räuberoma und Ellermutter (Großmutter) des Teufels brillieren.
Immer wieder ein Highlight in Inszenierungen von Cassandra Rühmling sind die prachtvollen Kostüme, die dank guter Beziehung zu den Salzburger Festspielen wirklich von ganz oben kommen. So ist dieses wunderbare, zwar kindgerecht, doch auch voll Ironie für die Erwachsenen erzählte Märchen auch eine wahre Augenweide. Für nächstes Jahr um die Weihnachtszeit ist „Das singende, klingende Bäumchen“, wiederum erzählt von den Gebrüder Grimm, geplant.
Die Gebrüder Grimm erzählen „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“. Märchenreihe mit Live-Musik. Ab 5 Jahren. Regie und Musik: Cassandra Rühmling. Bühnenfassung: Stefan Fleming, Roxana Rühmling. Kostüm und Requisite: Lili Brit Pfeiffer, Jan Meier – Salzburger Festspiele. Bühnenillustration:Annette von Bodecker-Büttner. Bühnenkonstruktion: le-ander. Mit: Torsten Hermentin, Jürgen Kramer und Cassandra Rühmling. Spieldauer ca. 60 min. FRotos: Foto Flausen
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