Fotografie, Krankheit und Vitaminmangel
Ich bin in Salzburg verwurzelt. Mit fünf Jahren kam ich hierher, und obwohl mir die Stadt damals überwältigend groß vorkam, fand ich später zahlreiche Freunde – etwas, worüber ich nicht unglücklich bin. Salzburg ist meine Homebase, der Ausgangspunkt meiner Reisen. Eine Stadt voller Schönheit und Widersprüche.

Von Joachim Bergauer, Salzburg
www.bergauer.cc
https://www.instagram.com/joachim_bergauer
Sie ist die Hassstadt von Thomas Bernhard, der Spielplatz für Festspielgäste und Touristen, aber auch Heimat für viele Künstler. Eine Stadt, die sich nach außen hin gerne glänzend und makellos präsentiert und doch tief im Anachronismus verhaftet ist. Eine Stadt, in der Reichtum und Armut Seite an Seite existieren.
Und inmitten dieser barocken Pracht sitzen sie – die Bettler. Die meisten kommen aus Osteuropa. Sie haben sich organisiert, ja, doch ist das wirklich verwerflich? Sie polarisieren. Sie nerven. Und dennoch stehen sie für eine unbequeme Wahrheit: Armut verschwindet nicht, nur weil man wegsieht.

Es war ein kalter, ungemütlicher Tag in Salzburg. Ich sah, wie sie auf dem frostigen Beton saßen – zitternd. Ich versetzte mich in ihre Lage, stellte mir vor, wie es wäre, dort zu sitzen. Und ich wusste eines ganz sicher: Ich wollte nicht in ihrer Haut stecken.
Also organisierte ich einen Bus und lud über 20 Bettler in mein Studio ein. Jeder bekam ein kleines Honorar und eine Limonade – ein Anreiz, aber vor allem ein Moment der Würde. Vor meiner Kamera entstanden Gesichter, gezeichnet von ihrer Umwelt, von Entbehrung und Härte.
Diese Serie wurde beim renommierten PX3 in Frankreich ausgezeichnet. Doch viel wichtiger als das: Sie erzählt die Geschichte einer reichen Stadt und ihrer unliebsamen Besucher. Einer Gesellschaft, die wegschaut – und einer Realität, die sich nicht einfach aus dem Stadtbild löschen lässt.

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