Die Geierwally – Theater Holzhausen

Foto: KTraintinger, Dorfzeitung

Erstes Bild – dicht an der Bühnenrampe, menschliche Gestalten, Schulter an Schulter formieren sich eng zu einer dunkelgrauen geschlossenen Reihe. Schaudernd raunen und wispern sie sich Geschichten über „Geierwally“ zu. Als Kind soll sie einen jungen Geier auf Befehl ihres Vaters mit schier übermenschlicher Kraft und Geschicklichkeit aus seinem Nest geholt haben.

Elisabeth PichlerVon Ulrike Guggenberger

„Die Geierwally tut immer das, was kein vernünftiger Christenmensch macht“, heißt es.

Freilich, sie hat einen harten, grausamen Menschen, den reichsten Bauern im Ort, zum Vater, den Stromminger. Er hat seine Tochter Walburga vulgo die „Geierwally“ dem Vinzenz versprochen.

Wütend lehnt sie den Freier hochmütig ab. Eine plötzlich aufflammende Liebe zu Josef ist wie der Blitz in sie gefahren. Josef, der beste Schütze und heldenhafte Bärentöter, nützliches Glied der Dorfgemeinschaft und der Stromminger geraten sich wegen einer alten Sache böse in die Haare. Der junge Mann demütigt den alten Großbauern mitten am Dorfplatz.

Foto: KTraintinger, Dorfzeitung

„Das Kind gehört dem Vater“, urteilt die dörfliche Gemeinschaft, so steht es in der Bibel.

Der Vater aber vertreibt seine Tochter wegen ihres verstockten Ungehorsams hinauf in die abgelegenen Hochalmen. Da oben in der absoluten Einsamkeit, wo nur mehr die Berggeister hausen, „…stellt sich kein Wille gegen meinen Willen“, sinniert Walburga.

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Foto: KTraintinger, Dorfzeitung

Die im Theater in Holzhausen aufgeführte Fassung der „Geierwally“ überträgt den explosiven Inhalt in starke, einprägsame Bilder. Requisiten wie rohe Holzbretter und Klötze, einfache, bäuerliche, graubraun gehaltene Alltagsgewänder, Umrisse steiler, kahler, schroffer Felsen, spiegeln die kargen Lebensbedingungen wider.

In dieser rauen Umgebung wachsen in den Menschen ungezügelte Leidenschaften, vom Sittenkodex der dörflichen Gemeinschaft mühsam in Schach gehalten. Ein Nährboden für Tragödien.

Foto: KTraintinger, Dorfzeitung

„…grobe Äxte schnitzen kein feines Schnitzwerk“, weiß der Pfarrer aus langer Erfahrung.

Der Text zeichnet das seelische Drama einer in ihrem maßlosen Temperament gefangenen jungen Frau in der sozialen Enge des Bergdorfes. Für die Geierwally gilt nicht, was für so viele im Dorf gelten muss, „…man soll es machen wie Jesus Christus, man soll es dulden und tragen“. Sie scheitert an der Demütigung, die Josef ihr öffentlich antut.

Foto: KTraintinger, Dorfzeitung

Foto: KTraintinger, Dorfzeitung

Eine geglückte Regie fügt Ort, Schauspieler und Inhalt zu einem authentischen Zusammenspiel. „Die Geierwally“ ist eine sagenhafte Erzählung um eine außergewöhnliche Frau, die es in Tirol gegeben haben soll. Die Rahmenhandlung schließt mit dem Eingangsbild der Schulter an Schulter stehenden Dorfbewohner, gefolgt von einem Epilog. Josef und Walburga begegnen sich an einem unbestimmten Ort, losgelöst von der Erdenschwere können sie sich endlich einander zuwenden.

Foto: KTraintinger, Dorfzeitung

Die Geierwally nach Wilhelmine von Hillern in einer Bearbeitung von Dagmar Schlingmann und Ursula Thinnes / THEATER HOLZHAUSEN / PREMIERE: 11. OKTOBER 2008 / MIT: MATTHIAS HOCHRADL, WALTRAUD HOCHRADL, FRITZ NIEDERREITER, ERICH GAISBAUER, SILVIA REICHL, JOSEPH MITTEREGGER, GEORG GÖRG, MAX FERNER SEN., MAX FERNER JUN., GISELA ABSMANNER, ANDREAS MEIER, CHRISTA LANDRICHTIGER, JOHANNA AICHSCHMIED, NINA FERNER, RICHARD HARFMANN, HANS SCHALLINGER, FLORIAN PATSCH / REGIE: VERONIKA PERNTHANER / BÜHNE: MATTHIAS HOCHRADL / LICHT: PETER STEIN / BELEUCHTUNG: HORST DAGLINGER, WOLFGANG SCHWEINSTEIGER, KOSTÜME: FRANZISKA ZAUNER / MUSIK: DULAMANS VRÖUDENTON

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