Die Märkte werden nervös

Die Theatergruppe des Salzburger Christian-Doppler Gymnasiums an der Lehenerbrücke nahm bei ihrer heurigen Produktion die Wirren um die Finanzmärkte aufs Korn und konnte mit ihrer Darbietung das zahlreich erschienene Publikum hellauf begeistern.

Karl Traintinger

Von Karl Traintinger

“Es wird mehr Menschen mit großem Vermögen geben, die Zahl wächst sowohl in Asien, wie in Amerika wie auch in Europa. (…) Das sind gute Aussichten für uns als Anbieter von Luxusautomobilen.” Torsten Müller-Ötvös, CEO von Rolls-Royce

In zahlreichen und sehr gut gespielten Szenen machten die Schüler die Ungerechtigkeit und menschliche Härte der modernen und ausschließlich gewinnorientierten Geldwirtschaft zum Thema  ihrer Darstellung. Es geht nur noch um Gewinne, und das um jeden Preis.

“Kommen Sie mir nicht mit dem Unfug vom “kleinen Mann”. Die Sozialleistungen und Löhne sind doch gestiegen, im Gegensatz zu Vermögenseinkünften – da sind die wahren Verlierer.” Clemens Wallner, wirtschaftspolitischer Koordinator der Industriellenvereinigung

Die Gesamtleistung des Ensembles war sehr beeindruckend und ließ die Zuschauer immer wieder euphorisch Beifall klatschen. Die Truppe um Regisseur Dietmar Rudolf konnte in jeder Beziehung überzeugen. Es war eine Freude zuzuschauen, mit welcher Begeisterung die Jugendlichen so hervorragend Theater spielen und sich auch in der Finanzwelt auskennen.

Auch das ist Schultheater: Bereits eine Stunde nach dem Schlußapplaus der letzten Vorstellung war der Theatersaal wieder Musiksaal und für den nächsten Schultag gerüstet. Alle Mitwirkenden der multi-kulti Theatergruppe hatten gemeinsam zusammen geräumt!

Die Märkte werden nervös oder: Nenn´s Knete, Margarete! Eine satirisch-kabarettistische Revue der Theatergruppe des CD-Gyms. Mit Texten von Jelinek, Röggla, Widmer, bzw. nach Streeruwitz, Goethe, Shakespeare, Grimm und dem Leben. / 25. 4. + 26. 4. 2012 / Theatersaal des Dopp Gyms in Salzburg/ Regie: Dietmar Rudolf / Ausstattung: Ensemble / Maske: Demir, Kohnaward / Plakatgestaltung: Jakob Wagner / Auswahl der Musikzuspielungen: Özlem Demir / Mit: Sofija Kohnaward, Burcu Cengel, Sophie Graffius, Thomas Radlinger, Jakob Wagner, Özlem Demir, Fabian Polt, Dionis Dreshaj, Matthias Traintinger, Sarah Panschur, Jovan Despotovic, Ophelia Reuter, Elisa Gull, Sara Kosic, Caroline Haas, Nina Heidenfelder, Stefan Moser, Andrea Schmied / Gesang: “Oh Triple A” – Özlem Demir and the Moneymakers / Fotos: Karl Traintinger

Geld macht Kunst – was macht Kunst?

Ein Nachwort von Dietmar Rudolf.

Michelangelos David, Monteverdis Orfeo und Shakespeares Dramen – sie alle gäbe es nicht ohne reiche, adelige Mäzene. Kunst braucht Geld – bis heute hat sich darn nicht wirklich viel geändert. Dass die weltberühmte Staatsoper in Wien liegt und nicht in Nairobi, dass es die New Yorker Philharmoniker gibt und nicht die von Abijan, zeigt, wo derzeit das große Geld liegt.

Und: Wer zahlt, schafft an. Der Verdacht liegt nahe, dass Kunst in großer Gefahr ist, von ihren Geldgebern korrumpiert zu werden. Wer beißt schon die Hand, die ihgn füttert, zumindest nicht so, dass es sehr weh tut. Vielleicht ist es aber auch so, dass die Reichen und Mächtigen schon so fet im Sattel sitzen, dass sie es amüsant finden, von dem bisschen Kunst ein wenig gebissen zu werden – es kitzlt so angenehm.

Vor der Theatergruppedes CD-GYM haben sie jedenfalls sicher keine Angst; wahrscheinlichg auch nicht von Jelinek, Röggla, Widmer und anderen.

Aber ir haben es mit deren Hilfe trotzdem versucht, einen boshaften Bilderbogen zu spannen von einer Welt, die wirklich total vom Geld regiert wird, in der schon den Kindern Finanzmärchen erzählt werden, in der die Theaterhelden nicht mehr nach Liebe oder Erkenntnis streben, sondern nach “Knete”. In der natürlich leider einige unter die Räder kommen, weil sie einfach zu den “Losern” gehören und zu viele Kredite laufen haben.

Überhaupt ist das Laufen ganz wichtig, immer muss man etwas hinterher laufen, um ja nicht den Anschluss zu verpassen. Wenn man doch nur zum Nachdenken käme, wohin man eigentlich läöuft! Aber Stillstand wäre ja Rückschritt. Nichts steht still. Alles muss wachsen: Der ATX, die Dividenden der Shareholder, das Bruttoinlandsprodukt. Nur vielleicht nicht das Glück der Menschen.

Drum muss auch jeder mundtod gemacht werden, der Utopien hat, dass die Welt aus etwas anderm bestehen könnte, als eine Anbetung des Triple A.

Aber keine Angst: Solche Schrecklichkeitn gibt es natürlich nur inunserer Satire und nicht in der Wirklichkeit. Im Übrigen wollten wir nur mit unseren kleine Zähnchen die hand unseres Sponsors kitzeln.

Theater im Christian-Doppler-Gymnasium:
2010 Shockheads oder Status Quo
2011 Ist denn das Geld der Grund des Krieges?
2012 Die Märkte werden nervös. Eine satirisch kabarettistische Revue.
2012 MAKING OF: Die Märkte werden nervös.
2013 Märchen im Brennpunkt

Dorfgockel

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