Das Theaterstück des rumänisch-französischen Dramatikers Eugène Ionesco gilt als Klassiker des Absurden Theaters. Die Faszination, die von roher Kraft und Gewalt ausgeht, wird durch die tänzerische Umsetzung beklemmend deutlich. Das brisante, stets aktuelle Thema wird vom Salzburger Ballettensemble mitreißend serviert und ist nicht nur für Jugendliche ab 12 Jahren empfehlenswert.
Von Elisabeth Pichler
Ein flotter Kellner serviert in einem Caféhaus köstliche Drinks. Die Stimmung unter den jungen Besuchern ist bestens, es wird getratscht, gealbert, gelacht, geflirtet und natürlich viel getanzt. Ein plötzlich auftauchender, bedrohlicher Schatten wird einfach ignoriert. Auch der nach ihrer entlaufenen Katze suchenden Dame wird wenig Beachtung geschenkt.
Die Party geht weiter, bis ein überaus kraftvoll wirkendes, wildes Wesen (furchteinflößend Diego da Cunha) mit amöbenhaft fließenden Bewegungen durch den Zuschauerraum schleicht, schließlich auf die Bühne klettert, um sie kurz darauf durch wieder eine Katzenklappe zu verlassen. Es folgt der erbärmliche Schrei einer Katze.
Als das wilde Wesen tags darauf in einem Büro erscheint, verfällt ihm nicht nur die gestrenge Chefin (Anna Yanchuk). Nach und nach entledigen sich auch die Angestellten ihrer Kleidung und präsentieren sich in grauen, schlammfarbigen Trikots (Kostüme: Alois Dollhäubl). Der Anschluss an die immer größer werdende Gruppe verleiht dem Einzelnen Macht und Stärke.
Schließlich bringt nur noch Behringer (Iure de Castro) die Kraft auf, sich dem Gruppenzwang zu widersetzen. Der Autor schrieb dazu: „Behringer, mein Held der ‚Nashörner‘, ist einer von jenen Menschen, die in einer Atmosphäre der Unterdrückung, einer politischen Form der Diktatur nämlich, der alle zuzustimmen scheinen, die Meinung jener vertreten, die nicht einwilligen: Dank ihrer Haltung wird das Schlimmste vermieden.“
Die Choreographen Kate Watson, Alexander Korobko und Josef Vesely haben einen gefährlich wirkenden tänzerischen „Nashorn-Bewegungsstil“ kreiert und so wird schnell klar, wie schwer es ist, sich der Gruppendynamik zu entziehen, wenn die immer größer werdende Horde wilder Tiere mit eckigen, militant anmutenden Bewegungen über die Bühne o…
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