Im Jahre 1597 wurde die Weinviertler Stadt Mistelbach, damals noch eine Marktgemeinde, von einer verheerenden Pestepidemie heimgesucht. Ein Jahr später errichteten die Mistelbacher Bürger im Bereich der heutigen Polytechnischen Schule zur Erinnerung eine Pestsäule.
Von Karl Traintinger
1898 wurde die in die Jahre gekommene, baufällige Säule abgetragen, restauriert und auf der sogenannten “Kaiser Franz Josef-Höhe” am Kirchberg aufgebaut.
1985 wurde die Mistelbacher Pestsäule noch einmal restauriert und anschließende am Conrad-Hötzendorf-Platz vor der heutigen Polytechnischen Schule neu aufgebaut.
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Es handelt sich dabei um den Typus einer Lichtsäule/ Totenleuchte mit einer sogenannten halboffenen Laterne. Diese wurden in der Romanik und v.a. in der Gotik auf Friedhöfen errichtet um wie der Name sagt quasi in Laternenfunktion ein Öllicht zu tragen. Meist waren es Spenden wohlhabender Bürger, die sich damit dem Platz im Himmel sichern wollten.
Diese Säulen wurden über die Jahrhunderte immer wieder recycelt und versetzt. V.a. nachdem die Friedhöfe vom Kirchhof verbannt wurden.
In diesem Fall gibt es eine erste Zahl 1401 die vermutlich der Erstaufstellung entspricht. Die zweite Zahl 1598 bezeichnet es als sog. Raaber Kreuz. Nach der Rückeroberung von Raab und die Zurückdrängung der Türken hat, per Erlass, Rudolf II. die Neu-Aufstellung und Renovierung zerstörter Marterln befohlen, inklusive nicht nur der Jahreszahl 1598 sondern auch einer Texttafel mit dem schönen Text:
Sag dem Hern Lob und Danck
Dass Raab wieder kommen
In der Christen Hand
Diese dürfte hier bei den folgenden “Renovierungen” entfernt worden sein.
Die grossen Pestzüge im Weinviertel waren auch erst deutlich später 1678-80. Die “echte” Pestsäule ( Dreifaltigkeitssäule) steht am Hauptplatz und wurde 1680 eingeweiht.
Die Heiligenfiguren Nikolaus, Petrus und Laurentius haben weder Bezug zu Türken noch zur Pest und stammen vermutlich aus dem 19. Jh. Damals hat Ehzg Franz Ferdinand als oberster Denkmalschützer der Monarchie die historisierende ” Renovierung” vieler Marterln massiv beworben. Aber leider selten originalgetreu. Zeitgeschmack halt. Wenn diese Heiligen keinen Bezug zu Mistelbach haben sind sie möglicherweise ein Hinweis auf den edlen Spender der diese “Bearbeitung” bezahlt hat.