Kunst im öffentlichen Raum erzählt Geschichten, sensibilisiert und inspiriert, manchmal dort, wo man es am wenigsten erwartet. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel dafür ist die „Rehgruppe“ der Bildhauerin und Grafikerin Veva Tončić (1912-1992), die auf dem Rastplatz Ehrenreit-Wald an der A1 Westautobahn bei Kilometer 277,54, kurz vor der Ausfahrt Thalgau in Richtung Wien zu finden ist.

Von Karl Traintinger
Das Kunstwerk aus den 1960er Jahren besteht aus zwei überlebensgroßen Bronzen: Auf einer großen Bronzeplatte ruht ein Reh, neben ihm steht ein stolzer Rehbock. Die beiden Figuren fügen sich harmonisch in die Umgebung des Rastplatzes ein und schaffen eine symbolische Verbindung zwischen Wald und Straße, Ruhe und Wachsamkeit.
Die künstlerische Aussage geht jedoch über das rein Ästhetische hinaus. Die Rehgruppe erinnert die Autofahrer eindringlich daran, stets wachsam zu sein, denn Wildwechsel ist eine reale Gefahr auf den Straßen. Tončić hat für die Bronze bewusst eine unruhige, strukturierte Oberfläche gewählt, die das changierende Fell der Tiere, den so genannten „Deckenseidenglanz“, nachahmt. Diese Liebe zum Detail verleiht dem Kunstwerk eine lebendige Ausstrahlung und lädt zum Verweilen und Nachdenken ein.
Genauer Standort: 47.850170675482474, 13.181747929812968





Vita
Veva Tončić wurde am 11. März 1912 in Wien geboren und starb am 1. Mai 1992 in Salzburg. Ihr vollständiger Name lautete Veva (Genoveva) Maria Katharina Aspasia Tončić Edle von Sorinj. Ihre Vorfahren kamen aus Belgien, Dalmatien, Frankreich, Italien, Preußen und Südafrika. Sie war die Schwester des österreichischen Politikers Lujo Tončić-Sorinj und mit Ernst Ferdinand Graf Fischler von Treuberg verheiratet.
Von 1936 bis 1940 absolvierte sie eine private Ausbildung zur Steinbildhauerin bei Leo von Moos in Salzburg. Von 1943 bis 1944 besuchte sie die Meisterklasse für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war Assistentin für Steinbildhauerei bei Fritz Behn.
Veva Tončić arbeitete als freischaffende Künstlerin und schuf vor allem Steinskulpturen, Grafiken, Wandreliefs, Gemälde und Scherenschnitte. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch große Unmittelbarkeit aus und entstehen ohne vorbereitende Skizzen oder Modelle.
Neben der Bildhauerei war sie auch in anderen Kunstgattungen wie Zeichnung, Malerei und Scherenschnitt tätig. Sie gilt als bedeutend für die Entwicklung der Kunstgattung Scherenschnitt. Tončić war Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Salzburg (Salzburger Kunstverein).

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