Die Reise nach Reims

Die Reise nach Reims

Turbulenzen einer verhinderten Hochzeitsgesellschaft

Gioachino Rossini komponierte „Il viaggio a Reims“, eine seiner letzten Opern, als Huldigung für König Karl X., der 1825 in der Kathedrale von Reims gekrönt wurde. Adelige aus halb Europa sind unterwegs nach Reims, doch bleiben sie im „Hotel zur Goldenen Lilie“ stecken, denn alle Kutschpferde sind ausgebucht.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Regisseur Andrea Bernard lässt die illustren Gäste auf einem Flughafen festsitzen, denn alle Flüge sind gecancelt. Zehn Haupt- und fünf Nebencharaktere zünden ein fulminantes Rossini-Feuerwerk und wurden bei der Premiere am 21. September 2024 im Salzburger Landestheater vom Publikum bejubelt.

Auf dem Flughafen herrscht helle Aufregung. Am schlimmsten trifft es die elegante Contessa Folleville (Nicole Lubinger). Ihre Koffer sind verschwunden, ihren Frust bringt sie in grandiosen Koloratur-Arien zum Ausdruck. Sie echauffiert sich dermaßen, dass sie sogar in Ohnmacht fällt. Während sich die ganze Crew – besonders natürlich die Chefstewardess, eigentlich Madame Cortese (Amber Norelai), und ein Doktor, eigentlich Don Prudenzio (Michael Schober) – rührend um sie kümmern, durchwühlen die übrigen Passagiere die verspätet angekommenen Gepäckstücke.

Dann folgen schnell aufeinander diverse Liebesgeschichten, Eifersuchtsdramen und eigenwillige Flirtversuche. Marchesa Melibea (Katie Coventry) muss sich da mit einigen Verehren herumschlagen. Der eifersüchtige Conte di Libenskof (Theodore Browne) hat Probleme mit dem feurigen Don Alvaro (Yevheniy Kapitula). Nur gut, dass auf einem Flughafen keine Waffen erlaubt sind. Lord Sidney (George Humphreys), ein englischer Businessman, weint einer verflossenen Liebe nach. Der Brexit hat ihm schwer zugesetzt, er trägt zur Erinnerung noch immer ein blaues Taschentuch mit gelben Sternen mit sich herum.

Auch die geheimnisvolle Improvisationskünstlerin Corinna (Anita Giovana Rosati) kann sich vor Verehrern kaum retten. Il Cavalier Belfiore (Hyunduk Kim), hier ein einfacher Rucksack-Tourist, setzt ihr besonders zu. Kein Wunder, dass sie für eine ihrer großartigen Harfen-Arien in die Proszeniumsloge flüchtet. Von hier aus leitet sie auch das Finale ein, in dem König Karl X. gehuldigt wird.

Alberto Beltrame hat einen ganzen Terminal auf die Drehbühne gestellt, so haben die Wartenden genug Auslauf. Regisseur Andrea Bernard liefert eine Unmenge an witzigen Details, wie das Einsammeln der verbotenen Wasserflaschen sowie das Verhaften eines gesuchten Schwerverbrechers. Für die Wiederbelebungsversuche der kollabierten Contessa werden Parfüms aus dem Duty Free Shop „Eau La La“ verwendet. Die gestrandeten Gäste werden natürlich ständig mit Getränken und kleinen Snacks bei Laune gehalten. Kein Wunder also, dass sie mit ihren Nationalhymnen für Stimmung sorgen. Die Contessa ist so begeistert, dass sie die ganze Bande schließlich nach Paris zu einer großen Party einlädt. Das war es dann mit der Krönung in Reims.

Neben den fünfzehn Sängerinnen und Sängern und dem spielfreudigen Chor des Salzburger Landestheaters sorgt auch ein Bewegungschor dafür, dass Rossinis temperamentvolle, rasante Musik bestens zur Geltung kommt. Mit präzisem Timing und Finesse dirigiert Carlo Benedetto Cimento das Mozarteumorchester Salzburg und garantiert ungetrübten Operngenuss.

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