Heide Müller. Dieser Don Giovanni spielt in der Gegenwart (Inszenierung Jacopo Spirei) . Don Giovanni (Simon Schnorr, wunderbar flotter Bariton) und sein Diener Leporello (Marcell Bakonyi, stimmgewaltiger Bass) sind „cool“ gekleidet, in Jeans und Kapuzenshirt. Das Bühnenbild zeigt uns pastellfarbig bemalte Holzhäuser mit hübschen Veranden und kleinen Vorgärten.
Die amerikanische Flagge und ein beleuchteter Kürbis deuten auf Halloween in einer amerikanischen Kleinstadt hin. Don Giovanni trägt eine Hasenmaske mit lustig baumelnden Ohren. In dieser Verkleidung bedrängt der „Edelmann“ Donna Anna (Anita Watson, kräftiger Sopran). Als ihr der Komtur ( Johannes Wiedecke, Bass ), ihr Vater, zu Hilfe eilt, erschlägt Don Giovanni ihn und flieht unerkannt. Donna Anna und ihr Verlobter Don Ottavio (John Zuckerman,etwas blässlicher Tenor) schwören Rache. Donna Elvira (Julianne Borg ,toller Sopran) tritt im schicken Seidenkostüm auf und beklagt die Treulosigkeit Don Giovannis. Dessen Diener Leporello versucht sie zu trösten, indem er ihr von den zahllosen Liebschaften Don Giovannis erzählt („in Spaniens sind´schon 1003).
Auf der Flucht treffen Don Giovanni und Leporello auf die Hochzeitsgesellschaft von Zerlina (Karolina Plickova –für mich die beste Sopranistin des Abends) und Masetto (Hubert Wild, Bariton). Um Zerlina verführen zu können, lädt Don Giovanni alle zu einer Party. Fast glückt sein Plan, doch dann erscheint Donna Elvira und öffnet Zerlina die Augen , indem sie sie mit den Photos von Don Giovannis zahlreichen Verflossenen überschüttet. Zerlina und Masetto versöhnen sich in einem wunderbaren Duett (während mehrere anscheinend betrunkene Mädchen vor dem Partylokal auf der Straße liegen ). Donna Anna und Don Ottavio kommen dazu und ersuchen Don Giovanni, ihnen bei der Suche nach dem Mörder des Komturs zu helfen. Doch dann erkennt Donna Anna Don Giovanni an seiner Stimme . Beim Halloween- Maskenfest in Don Giovannis Wohnung wird dieser entlarvt.
Er tauscht mit Leporello die Kleider, um Donna Elviras Zofe verführen zu können und singt ein Liebesständchen vor Donna Elviras Haus. Diese glaubt, dass Don Giovanni reumütig zu ihr zurückgekehrt ist und überschüttet ihn mit ihrer Liebe- doch dann erkennt sie, dass es sich um Leporello handelt. Dieser wird von Don Ottavio und seinen Freunden mit gezogenen Pistolen und Gewehren gestellt. Leporello gesteht die Wahrheit und flieht.
Don Giovanni verhöhnt den toten Komtur, der in einem offenen Sarg in einem Bestattungsinstitut liegt (statt der steinernen Statue auf einem Friedhof) und lädt ihn zum Abendessen ein. Als der „Tote“ nickt und seine Zustimmung kundtut , packt Don Giovanni das Grauen. In der Wohnung Don Giovannis, wo dieser mit Chips, Rotwein und einigen halb bewusstlosen ( bekifften oder betrunkenen ???) Damen ein „Gelage“ feiert , kommt es zum Showdown: Der Komtur erscheint und mahnt Don Giovanni zur Umkehr. Als dieser ablehnt, wird er aus der Wohnung gezerrt bzw. verschlingt ihn die Erde. Die mehr oder weniger (Donna Elvira) glücklich Übriggebliebenen besingen die Vergeltung des uneinsichtigen Sünders.
Diese Inszenierung ist sehr flott, es wird einem keine Minute langweilig, wenn auch einige Szenen , z.B. im Bestattungsinstitut, nicht ganz zum Text passen. Das sehr junge Sängerensemble ist hervorragend, zusammen mit der musikalischen Leistung des Mozarteumorchesters (Leitung Leo Hussain) ein wahrer Ohrenschmaus. Absolut sehenswert!
Don Giovanni. Oper von Wolfgang Amadeus Mozart / Premiere 11. Februar 2011 Landestheater Salzburg / Musikalische Leitung: Leo Hussain / Inszenierung: Jacopo Spirei / Ausstattung: Bettina Richter / Lichtdesign: Giuseppe di Iorio / Choreinstudierung: Stefan Müller / Dramaturgie: Bernd Feuchtner / Besetzung: Don Giovanni – Simon Schnorr, Komtur – Johannes Wiedecke, Donna Anna – Anita Watson | Stefanie C. Braun (21. | 23. | 27.4.), Don Ottavio – John Zuckerman, Donna Elvira – Julianne Borg | Frances Pappas (22.3. | 10.4.), Leporello – Marcell Bakonyi | Hubert Wild, Masetto – Hubert Wild | Marcell Bakonyi, Zerlina – Karolina Plicková / Alle Fotos: Christian Schneider
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Klingt um einiges interessanter und bunter als die diesjährige Inszenierung im Festspielhaus!