Der Titularrat Poprischtschin, ein kleiner, unwichtiger Beamter, liegt noch im Bett, denn gar so gerne geht er nicht zur Arbeit. „Ich wäre gar nicht ins Departement gegangen, denn ich wusste schon im Voraus, was für eine saure Miene unser Abteilungsleiter ziehen würde. Er hat schon immer gesagt: ,Was ist denn da für ein Wirrwarr in Deinem Kopf? Freundchen, Freundchen …!‘“ Er fühlt sich unterdrückt und gedemütigt, denn sein Abteilungsleiter schätzt ihn ganz offensichtlich nicht. Von seinem Herrn Direktor hält er jedoch große Stücke, hat er doch eine wunderhübsche Tochter, die es zu erobern gilt. So flüchtet sich Poprischtschin in seinen tagebuchähnlichen Aufzeichnungen in eine Traumwelt. Er versteht plötzlich den Hund seiner Angebeteten und stiehlt dessen Briefe, die nicht sehr ermunternd klingen, selbst der Hund findet diese Verbindung nicht standesgemäß.
Sein Geisteszustand wird immer verwirrter, und als er in der Zeitung vom Tod des spanischen Königs erfährt, ist er davon überzeugt, der nächste spanische König zu sein: Ferdinand VIII. Seine Einlieferung in eine Nervenklinik hält er zunächst für die Übersiedlung in den königlichen Palast von Spanien. Er wundert sich über die schlechte Behandlung und kommt schließlich zur Überzeugung, ein Gefangener der Inquisition zu sein: „Nein, ich habe keine Kraft mehr, es zu ertragen. Mein Gott, was tun sie mit mir? Sie gießen mir kaltes Wasser über den Kopf. Sie achten meiner nicht. Sie hören nicht auf mich. Ich bin ein Nichts für sie. Was hab ich ihnen getan, weshalb quälen sie mich? Was wollen sie von mir Armen? Was kann ich ihnen denn geben? Ich habe nichts. Ich habe keine Kraft mehr. Ich kann ihre Qualen nicht mehr ertragen. Mein Kopf brennt. Und alles dreht sich vor mir.“ Zerstört und hilflos liegt er am Boden, hat keine Kraft mehr für Phantasien und Illusionen, sehnt sich nur noch nach seiner Mama und seiner Datscha.
Maximilian Pfnür überzeugt sowohl als liebenswerter Narr, dessen Minderwertigkeitsgefühle in Größenwahn umschlagen, als auch als gebrochener, geschundener Mensch. Ständig sucht er Augenkontakt mit dem Publikum, so als bitte er um Verständnis für seine Phantasien. Arturas Valudskis hat dieses „Drama en Suite“ geschickt in Szene gesetzt, nutzt die vorhandenen Räumlichkeiten von Diele bis Badezimmer und lässt dabei das elegante Doppelbett zur engen Zelle einer Irrenanstalt im alten Russland werden.
Das Experiment „Theater im Luxushotel“ bietet ein Erlebnis der ganz besonderen Art. Welche Suite, welches Stück und wie viele Karten zur Verfügung stehen wird kurzfristig entschieden. Lassen sie sich einfach auf die VIP-Liste setzen: www.schauspielhaus-salzburg.at
DRAMA EN SUITE im Radisson Blu Altstadt Hotel / Schauspielhaus Salzburg / „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“ von Nikolai Gogol / Mit: Maximilian Pfnür / Inszenierung: Arturas Valudskis / Fotos: Clemens Kois
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