Andere Länder, andere Sitten – auch am stillen Örtchen
Wussten Sie, dass ein Österreicher im Durchschnitt rund 40 Stunden pro Jahr auf der Toilette verbringt? Das sind fast zwei volle Tage – genug Zeit also, um sich über die Kultur rund ums stille Örtchen Gedanken zu machen.

Von Karl Traintinger
Wenn wir an kulturelle Unterschiede in Europa denken, kommen uns oft Küche, Mode oder Feiertage in den Sinn. Aber auch dort, wo wir es vielleicht nicht erwarten, offenbaren sich spannende Eigenheiten – etwa bei der Nutzung von Toiletten. Ein kleiner Streifzug durch Europas WC-Kultur zeigt: Selbst der Toilettengang erzählt viel über Mentalitäten, Hygienestandards und Traditionen.
Flachspüler oder Tiefspüler?
In Deutschland, Österreich oder den Niederlanden könnte man auf den berühmten Flachspüler treffen. Hier landen die Hinterlassenschaften zunächst auf einer kleinen Stufe, was aus gesundheitlichen Gründen vorteilhaft sein kann. In Frankreich hingegen bevorzugt man Tiefspültoiletten, bei denen alles direkt ins Wasser fällt – hygienischer und für viele angenehmer.
Bidet – mehr als nur ein Luxus
In südlichen Ländern wie Italien oder Spanien gehört das Bidet fast selbstverständlich zur Badezimmereinrichtung. Es ermöglicht eine gründliche Reinigung mit Wasser und wird dort oft täglich genutzt. In Mitteleuropa oder Skandinavien hingegen trifft man seltener auf diese praktische Ergänzung.
Öffentliche Toiletten: Ein Spiegel der Gesellschaft
Auch in puncto Sauberkeit unterscheiden sich die Länder: Während Bukarest als sauberste WC-Stadt Europas gilt, schneiden Städte wie Wien oder Riga etwas schlechter ab. In Schweden setzt man zusätzlich auf Gleichberechtigung – viele öffentliche Toiletten sind dort Unisex. Ein schönes Zeichen für gelebte Gleichstellung, selbst an Orten, an denen man sie nicht erwarten würde. Vielerorts muss man für die WC-Benutzung zahlen. In Salzburg benötigt mann/ frau fast überall 50ct Münzen, um sein Geschäft verrichten zu können.




Von Papier und Wasser
Mitteleuropäer verlassen sich nach wie vor auf Toilettenpapier. Zu Coronazeiten gab es da bisweilen Versorgungsengpässe. Anders in vielen südlichen Ländern, wo Wasser zur Reinigung bevorzugt wird – sei es mit einem Bidet oder einem kleinen Wasserschlauch.
Philosophie am WC
Sogar Philosophen wie Slavoj Žižek haben sich schon mit Toilettendesigns „The Plague of Fantasies“ (1997) beschäftigt. In seinen Augen verraten Flachspüler die deutsche Neigung zur gründlichen Analyse, während französische Tiefspüler ein schnelles, pragmatisches Handeln widerspiegeln.
Lesestoff am stillen Ort
Ein weiteres kulturelles Detail: Was lesen Menschen eigentlich am WC? Die Auswahl ist erstaunlich vielfältig. Während in manchen Haushalten klassische Magazine oder Tageszeitungen bereitliegen, greifen andere zu unterschiedlichen Toilettenbüchern: Fachbücher, Landkrimis, Gedichtbänden, Rätselsammlungen und so weiter.
In der digitalen Ära ersetzen viele das gedruckte Wort durch das Smartphone – hier werden schnell Nachrichten gelesen, Spiele gespielt oder Social-Media-Feeds durchstöbert. Egal, ob klassisch oder modern: Auch das stille Örtchen bleibt ein Ort der kleinen Fluchten aus dem Alltag.
Ein Fazit mit Augenzwinkern
Ob Flach- oder Tiefspüler, Papier oder Wasser, Unisex oder streng getrennt – Europas Toilettenkultur ist bunt, vielfältig und erzählt viel über Werte und Lebensweisen. Also: Beim nächsten Städtetrip lohnt sich nicht nur der Blick auf die Architektur oder die Speisekarte, sondern vielleicht auch ein neugieriger Besuch auf dem stillen Örtchen. Denn Kultur findet – wie wir sehen – oft dort statt, wo wir es am wenigsten erwarten.
Die Häusl-Serie
In der Dorfzeitung finden unsere Leser eine Fotoserie zum Thema. Sie nennt sich in Anlehnung an das Dialektwort Häusl (Synonyme: Abort, Klo, Klosett, Lokus, Null-Null, stilles Örtchen, Pott, Toilette, WC etc.) kurz Häusl-Serie.
Siehe auch:
Häusl-Serie >

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