Elisabeth Escher: Der letzte Akt vom Puppenspiel

Elisabeth Escher

Elisabeth Escher | Copyright bei der Autorin

Elisabeth Escher: Der letzte Akt vom Puppenspiel

Autorin: Elisabeth Escher
Titel: Der letzte Akt vom Puppenspiel – Roman
ISBN-10: 3-96123-078-1
ISBN-13: 978-3-96123-078-5
Verlag: Eifeler Literaturverlag
Erschienen: 14.10.2023

Klappentext:

Hildegard Glas ist vierundneunzig Jahre alt. Körperlich gebrechlich, geistig jedoch nach wie vor schwer auf Draht, lässt sie die Puppen tanzen. Gewieft gängelt sie Sohn Wieland, die 24h Pflegerin Anyana, sowie die einstige Zugehfrau Rosi und nunmehrige Komplizin Rosi.

Als ein unerwarteter Brief eintrifft kommt Hildegards Souveränität schließlich ins Wanken, denn eine folgenschwere Lebenslüge drängt ans Licht und macht den letzten Akt ihres Puppenspiels zu einer abenteuerlichen Gratwanderung.

Annelore Achatz

Rezension von Annelore Achatz

Alle zwei Wochen fährt der pensionierte Jurist Wieland Glas von Wien nach Salzburg, um seine hoch betagte Mutter zu besuchen. Er weiß sie jetzt bei ihrer 24h Stunden Pflegerin Anyana in guten Händen, weil sie als Einzige von seiner Mutter akzeptiert wird – bei Anyana „passt die Chemie“, wie es Hildegard Glas ausdrückt.

Wieland´s Mutter Hildegard Glas verstand es zeitlebens mit einer Vehemenz, die Menschen nach ihren Bedürfnissen zu manipulieren. Das beherrscht sie immer noch perfekt, obwohl körperlich eingeschränkt, hat sie von ihrer Dominanz nichts eingebüßt.

Als Hildegard Glas von „einer“ Helene nach über 70 Jahren Verdrängung einen Brief bekommt, kann sie noch weitere fünf lange Jahre das Geheimnis um Frau Dr. Helene Brand geheim halten. Eingeweiht in dieses „Geheimnis“ ist nur ihre frühere Zugehfrau und jetzige „Komplizin Rosi.

Erst als die pensionierte Ärztin Helene Brand einen besonderen Hilferuf an Hildegard Glas richtet, muss sie handeln. Denn Hildegard´s Sohn und Sachwalter Wieland müsste eingeweiht werden, sollte sie diesem Hilferuf nachkommen.

Ein großartiger Roman über eine jahrzehntelange Lebenslüge. Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch, weil mir die Autorin Elisabeth Escher schon seit Jahren als Meisterin von fesselnden Lebensgeschichten bekannt ist.

Bereits die Einleitung des Buches kehrt die Charakterzüge ihrer Probandin hervor. Sie beschreibt eine Frau, die es zeitlebens gewohnt ist, Menschen in ihrem „Puppenspiel“ wie Marionetten an den Fäden zappeln zu lassen.

Ihr Sohn Wieland litt als Kind unter ihrer Unnahbarkeit und Herzenskälte, er war ein einsames Kind mit wenigen Freunden, der dem starken Einfluss und der Dominanz seiner Mutter nichts entgegen zu setzen hatte und selbst im Erwachsenenalter noch immer unter ihrem Einfluss steht. Erst die Loyalität von Anyana ihm gegenüber bringt Risse in diese Abhängigkeit.

Die einstige „Zugehfrau“ Rosmarie Fuchshuber und spätere Vertraute bringt ihr zeitlebens unbedingte Loyalität entgegen, die Hildegard schamlos ausnutzt.

Auch bei ihrer 24h Stunden Pflegerin ist Hildegard Glas äußerst wählerisch und nur die Rumänin Anyana entspricht ihren Vorstellungen. Diese (be)nutzt Hilde aber ebenfalls als „Mädchen für Alles“. Aber die Pflegerin entbindet sich selber aus dieser Abhängigkeit, indem sie sich Wieland anvertraut.

Allein ihre Enkelin Jenni kommt emotional näher an ihre Oma heran – ihr schenkt Hildegard auch ein ehrliches ungezwungenes Lächeln – und nicht nur einstudiertes Grinsen. 

Was macht(e) aus einer ehrgeizigen jungen Frau in den 40er Jahren eine eiskalte Manipulatorin? Die Lösung glaubt ihre Enkelin Jenni in der „Puppenstube“ ihrer Oma zu finden, denn in der Puppensammlung und dem Anfertigungen der Puppenkleidung offenbar(t)en sich die verdrängten Sehnsüchte ihre Oma. Wie Jenni es ausdrückt: „Das Unterbewusstsein vergisst nichts“ – auch nicht nach 75 Jahren…. .

Ohne große Ereignisse, ist es Escher wieder gelungen, einen großartigen Roman zu schreiben. Ein Buch, das von der ersten Seite an fesselt und den Leser bis zur letzten Seite im Bann hält.

Bei mir hat das Buch die Frage ausgelöst, wie oft wir selber von anderen Menschen „wie Marionetten an den Fäden“ geführt werden, ohne es zu merken oder wie oft wir selber zum „Puppenspieler mutieren“ und andere an den Fäden führen….? Wie viel Manipulation enthält das eigene Leben?

Ein gelungener und großartiger Roman um eine Lebensgeschichte, wie es zu der Zeit sicher viele gegeben hat, aber auch ein Buch das viel Platz zum Nachdenken über das eigene Leben lässt.

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