Buchtitel: Die Voest-Kinder
Autor: Elisabeth Reichart
Verlag: Otto Müller Verlag
Erschienen: 2011
Von Annelore Achatz.
Klapptext:
Oberösterreich, Mitte der fünfziger Jahre: Seine ersten Lebensjahre verbringt das Mädchen mit Eltern und Großeltern in einer Kleinstadt an der Donau. Am gegenüberliegenden Ufer steht die Voest, die Vereinigten Österreichischen Eisen-und Stahlwerke, gegründet 1938 als Hermann Göring-Werke, wo der Vater arbeitet.
In der magischen Welt des Mädchens lebt ein Drache im Hochofen. Doch mit der Übersiedlung der Familie Anfang der 1960er Jahre in die Ödnis der Voest-Siedlung lösen sich die Märchen auf: Der feuerspeiende Drache verschwindet und der Ruß ist nur noch schmutzig. Das Mädchen lernt, dass sie über das Tausendjährige Reich keine Fragen stellen darf. Das Denken der Erwachsenen ist nun auf die Zukunft gerichtet, der von der Puppe und den Musikinstrumenten bis zur Familie alles geopfert wird, um irgendwann später glücklich zu sein. Als erster aus der Siedlung wird der Vater als Bauleiter an den Blauen Nil in den Sudan geschickt, der nur noch alle zwei Jahre zu Besuch nach Hause kommt – von Globalisierung spricht noch niemand.
Das Mädchen versucht sich zurechtzufinden zwischen Schweigen und Wörtern, die sie nicht versteht. Seine Wahrnehmungen bedeuten für die Erwachsenen eine Bedrohung, erinnern diese zu schmerzlich an die eigenen, von den Nationalsozialisten verunmöglichten Sehnsüchte. Die Großen versuchen, das Kind zum Konformsein zu bewegen. Es gelingt ihnen vorübergehend, bis das Mädchen die Welt in ihrem Kopf entdeckt und seine Fantasie lebendig wird.
Rezension:
Die Voest-Kinder führen den Leser in eine vergangene Zeit – nicht nur in die Vergangenheit – vor allem in die Kindheit. Das macht dieses Buch einerseits interessant, stellt den Leser andererseits vor die Herausforderung, es mit „Kinderaugen“ zu lesen bzw. zu „übersetzen“. Denn genauso unverständlich die „Erwachsenenwelt“ mit ihren Ausdrücken für Kinder ist, so ist eben auch die Sichtweise des Kindes für die Erwachsenen oft nicht einfach. Zumindest empfand ich es so. Doch wie gesagt, wer sich darauf wirklich einlässt und keine „für Zwischendurch“ Geschichte möchte, wird es trotzdem als „Juwel“ entdecken. Denn Zeitzeugen- Romane gibt es Zuhauf und hier stechen Die Voest- Kinder heraus, in Schreib- und Sichtweise eines Kindes findet man selten etwas!
Also durchaus empfehlenswert, für den anspruchsvolleren Leser und nicht nur für diejenigen, die selber damals Kinder waren.
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