Gravity & Other Myths
Leider musste im Vorjahr das 20-Jahre-Jubiliäum des Winterfests wegen Corona abgesagt werden. Es ist dem Mut und der Zuversicht des künstlerischen Leiters David Dimitri und der Geschäftsführerin Julia Eder zu verdanken, dass die australische Truppe Gravity & Other Myths am Dienstag, den 14. Dezember 2021, das heurige Winterfest mit „Backbone“ eröffnen konnte. Für die Compagnie war es nach 22 Monaten coronabedingter Pause ihr erster Auftritt und der wurde von einem begeisterten Publikum mit Standing Ovations gefeiert.
Die Freude und Erleichterung beim Veranstalter und den anwesenden Politikern waren so groß, dass die Eröffnungsreden wohl etwas zu intensiv ausfielen und schließlich die Ungeduld des Publikums in der Szene Salzburg spürbar wurde. Doch auch die drei Artistinnen und sieben Artisten lassen sich anfangs viel Zeit, marschieren einzeln auf die Bühne und legen sich zwischen die zahlreich herumliegenden Requisiten. Dann müssen auch noch die vielen vollen Sandkübel, schweren Steine, Holzstäbe, Metallstangen, eine Ritterrüstung sowie ein großes Netz zur Seite geräumt werden, um Platz zu schaffen für drei Dreiertürme, die sich tänzelnd aufeinander zubewegen, bis einer von ihnen noch einen Stock höher gemacht wird.
Wenn eine Dame elegant und barfuß über die Köpfe der Männer schreitet, wirkt das faszinierend. Die übrigen Artistinnen und Artisten, die rund um sie springen, fliegen und rollen, schaffen es nicht, sie aus der Ruhe zu bringen. Dann kommen die mit rostrotem Sand gefüllten Eimer zum Einsatz. Sie werden schwungvoll mit tollen Lichteffekten entleert, auch über die eigenen Köpfe, ein visuelles Spektakel. Mit den leeren Eimern über den Köpfen werden dann „blinde“ Türme errichtet. Es ist wirklich erstaunlich, was ein Körper alles auszuhalten vermag. So wird etwa eine besonders biegsame Artistin als Seil zum Seilspringen geschwungen. Zur Beruhigung zwischen all den wilden Flügen gibt es unterhaltsame Spielchen, die aber auch nicht ganz schmerzfrei aussehen. Ein poetisches Damensolo unter einem mit schweren Steinen gefüllten, von den Herren hochgezogenen Netz sorgt nur kurz für Ruhe und Entspannung. Die Performer gehen nicht zimperlich miteinander um, bringen sich ständig gegenseitig zu Fall oder versuchen, die Konzentration des Anderen zu stören. Es ist ein humoristisch ironischer Konkurrenzkampf, in dem es vor allem um Kraft und Stärke geht. Das gegenseitige Vertrauen muss jedoch enorm sein, denn es wird kein Risiko gescheut. Begleitet wird die quirlige Show von Live-Musik der Komponisten Elliot Zoerner und Sonja Schebek.
Ein Abend der absoluten Superlative, kein Wunder, dass Gravity & Other Myths in den Jahren vor Corona gerade dabei waren, die Welt zu erobern. Eine vielversprechende Eröffnung, die Lust auf mehr macht. Ab 21. Dezember gibt es dann aber auch wieder Vorstellungen im Zelt im Volksgarten. Das genaue Programm gibt es unter: www.winterfest.at
„Backbone“ Gravity & Other Myths. Composers: Elliot Zoerner & Sonja Schebeck. Director: Darcy Grant. Bühnendesign/Licht: Geoff Cobham. Kreative Mitarbeit: Triton Tunis-Mitchell. Auf der Bühne: Jacob Randell, Alyssa Moore, Megan Giesbrecht, Axel Osborne, Lachlan Harper, Annalise Moore, Jackson Manson, Jordan Hart, Andre Augustus, Kevin Beverley. Musiker: Nick Martyn, Shenton Gregory. Fotos: Winterfest/ © Bernhard Müller
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