Reginaldo Oliveira, Ballettchef des Salzburger Landestheaters, führt das Publikum in seinem neuen Tanzstück durch Frida Kahlos turbulente Welt. Die mexikanische Malerin (1907-1954) hatte ihr Leben lang an den Folgen eines Busunglücks zu leiden. Das Ballettensemble führt dem Publikum in grandiosen Bildern und mitreißender Choreografie ihre seelischen und körperlichen Wunden vor Augen, aber auch ihre ungebremste Lebenslust. Bei der Premiere am 19. Oktober 2024 war der Applaus so intensiv wie schon lange nicht mehr.

Dumpfes Herzklopfen begleitet am Beginn des Abends eine dynamische Gruppenchoreografie. Ist es die Kommunistische Partei oder doch die verhängnisvolle Busfahrt, die da kriegerisch stampfend die Bühne quert? Die in unterschiedlichste Rottöne getauchte Bühne verheißt Leidenschaft, aber auch Blut und Schmerzen. Beruhigend wirken die flatternden roten Schmetterlinge, die man aus Fridas Bildern kennt. Frida (Valbona Bushkola) genießt trotz ihrer Einschränkungen das Leben. Bei einem erotischen Tanz mit ihrem ersten Freund Alejandro (Andrea Porro) scheint sie ihre Schmerzen völlig zu vergessen.
Etwas wilder fällt ihre Beziehung zu dem um fast 21 Jahre älteren mexikanischen Maler Diego Rivera (Ben van Beelen) aus. Seine ständige Untreue führt bei ihr zur Flucht in Alkohol, diverse Affären und natürlich in die Malerei. Dass auch ihre Schwester Cristina (Gala Lara) den Verführungskünsten des charismatischen Malers erliegt, ist für Frida besonders hart.






Eines ihrer bekanntesten Bilder ist das Selbstporträt „Die zwei Fridas“, das viele Elemente ihres bildnerischen Schaffens verbindet. Es charakterisiert ihre mexikanische kulturelle Identität ebenso wie ihre Erfahrung als Frau bis hin zu ihrer persönlichen Lebens- und Leidensgeschichte und kombiniert Fantasie und Symbolik mit realistischen Details. Kein Wunder, dass Reginaldo Oliveira auch eine zweite Frida (Dafne Barbosa) auf die Bühne stellt.



Matthias Kronfuss (Bühne) hat ein riesiges rotes Korsett mit spitzen Stangen entworfen. Es bereitet fast körperliche Schmerzen, wenn sich die Tänzer*innen darauf abmühen müssen. Fridas ungebremste Lebensfreude verdeutlichen die mitreißenden Ensembleszenen sowie das grandiose Finale, in dem die Tänzer*innen in langen bunten Röcken (Kostüme: Judith Adam) mit passendem Kopfschmuck das Leben feiern.
Im Programmheft sind die elf Kapitel dieses Abends in Frida Kahlos Worten angeführt. Sie reichen von „Revolution“ über „Der verletzte Hirsch“ bis zu „Viva la Vida“.
„Ich bin die Art Frau: Wenn ich den Mond will, hol ich ihn runter. Nichts ist mehr wert als das Lachen. Es ist die Kraft, zu lachen und sich selbst aufzugeben, leicht zu sein. Die Tragödie ist das Lächerlichste, was der Mensch besitzt. Es lebe das Leben!“




Die einzelnen Szenen werden stets von passender mexikanischer Vokalmusik begleitet. Ein faszinierender Ballettabend mit großartigen Bildern, eine Hommage an eine außergewöhnliche Künstlerin. Grandios!
„Fridas Welt“ – Inszenierung und Choreographie: Reginaldo Oliveira. Bühne: Matthias Kronfuss. Kostüme: Judith Adam. Dramaturgie: Maren Zimmermann. Mit: Valbona Bushkola, Mikino Karube, Dafne Barbosa, Annachiara Corti, Ben van Beelen, Lucas Leonardo, Gala Lara, Karine de Matos, Andrea Porro, Cassiano Rodrigues, Quinn Roy, Anna Yanchuk, Chigusa Fujiyoshi, Oliver Hoddinott, Samuel Pellegrin, Matteo Rondinelli. Fotos: © SLT / Tobias Witzgall | Videotrailer: SLT

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