Gabriel – Kritik an einer diskriminierenden Gesellschaft

Gabriel

George Sand (eigentlich Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil) gilt als eine der wichtigsten Schriftstellerinnen der Romantik und war dafür bekannt, dass sie sich nicht an die Konventionen ihrer Zeit hielt. Ihr fulminanter Dialogroman „Gabriel“ wurde erst 2022 ins Deutsche übertragen.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

In den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters ist nun eine Bühnenfassung in der Inszenierung von Sarah Henker zu sehen. Viel Jubel am 16. Mai 2025 bei der letzten Premiere dieser Spielzeit für das Ensemble und ein Stück von aktueller wie zeitloser Relevanz.

Gabriel wurde in völliger Abgeschiedenheit nach dem Vorbild des idealen Mannes im Italien der Renaissance erzogen. Er ist sich bewusst, dass es eine Gnade ist, dem männlichen Geschlecht anzugehören, denn Frauen werden in der Gesellschaft diskriminiert. Jetzt ist er 17 Jahre alt und sein aus Florenz angereister Großvater, der Fürst von Bramante, will seinen Enkel endlich mit der Wahrheit konfrontieren, die bisher „in einen dichten Schleier gehüllt“ war. Gabriel erfährt, dass er biologisch eine Frau ist.

Da der Titel „Prinz von Bramante“ nur einem Mann zusteht und der Fürst ihn nicht an den liederlichen Astolphe weitergeben wollte, wurde das Kind seines geliebten, leider früh verstorbenen Erstgeborenen als Mann erzogen, obwohl es ein Mädchen war. Gabriel ist entsetzt über die Intrige seines Großvaters und macht sich auf die Suche nach seinem Cousin Astolphe. Dieser führt ein wildes Leben und ist hoch verschuldet.

Gabriel bietet ihm seine Hilfe an. Als Astolphe die Wahrheit über dessen Geschlecht erfährt, wird aus Freundschaft schnell Liebe. Gabriel entscheidet sich nun für ein Doppelleben. Am Land ist er als Gabrielle die arme, mittellose Ehefrau von Astolphe. In der Stadt aber genießt er die Privilegien eines jungen Mannes. Damit ist der eifersüchtige Astolphe aber absolut nicht einverstanden.

Für Larissa Mota sind Bewegungen „eine stille, aber mächtige Form der Kommunikation“ und so hat sie George Sands wortgewaltigem Text eine choreografierte Körpersprache hinzugefügt. Weiße Vorhänge und einige Spiegel (Bühne und Kostüme: Eva Musil) verstärken die Wirkung der tänzerischen Bewegungsmuster. So kann Pauline Großmann als Gabriel ihre Zerrissenheit und Überforderung eindringlich zum Ausdruck bringen.

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