Autorin: Gabriele Hasmann
Titel: Sündiges Wien – Skandale, Lust und Laster
ISBN: 978-3-8000-7833-2 (print)
ISBN: 978-3-8000-7841-7 (e-book)
Verlag: Carl Ueberreiter Verlag
Erschienen: 16.02.2023
Klappentext:
Das Pflaster könnte in Wien vermutlich an manchen Stellen vor Scham rot zu glühen beginnen, wenn man an die zahllosen sündigen Momente denkt, die sich in der Stadt ereignet haben.
Gabriele Hasmann führt auf eine erotische Zeitreise durch die Österreichische Hauptstadt und erzählt von adeligen Sittenstrolchen aus dem Haus Habsburg, angeblich biederen Künstlern mit ungeahnt triebgesteuertem Benehmen oder von blutigen Verbrechen, die aus reiner Lust und Leidenschaft begangen wurden.
Und man erfährt, welche pikanten Zeitdokumente noch heute an die Frivolitäten längst vergangener Tage erinnern.
Rezension von Anni Lemberger
Die Autorin führt den Leser durch das „sündige“ Wien der letzten Jahrhunderte. Ob gekrönte Häupter, blaublütige Zeitgenossen, Dichter, Komponisten, aber auch ranghohe Kleriker: Sie alle vergnügten sich gerne in den Hinterzimmern bestimmter Etablissements.
Aber nicht nur „das privilegierte Volk“, sondern auch einfache Handwerker, Soldaten, Brauereiarbeiter, vergnügten sich gerne und nicht selten, abseits der ehelichen Betten bei Stricherinnen, Bordsteinschwalben in dunklen Gassen und Hinterhöfen oder außerhalb der Stadtmauern im „Billigsegment“. Neben lustigen und bizarren Geschichten gibt es durchaus auch erschütternde Schilderungen, die von einer bigotten Scheinmoral der regierenden Habsburger berichtet. So war im 18. Jahrhundert homosexuelle Liebe noch ein Todesurteil.
Gerade Maria Theresia versuchte die bezahlten Dienstleiterinnen aus der Stadt zu verbannen, während ihr Ehemann Franz Stephan gemeinsam mit seinen Freund Giacomo Casanova regelmäßig die Wiener „sündigen Meilen“ genoss.
„Keiner spricht darüber oder dreht schamhaft den Kopf zur Seite, kommt „es“ zur Sprache und doch „tun es fast alle“. So oder so ähnlich könnte dieses Buch zusammengefasst werden. Gemeint sind natürlich Erotik und Sex.
Wie es sich lebte und liebte in Wien der vergangenen Jahrhunderte, ein großartiger Führer durch „das sündige Wien der letzten Jahrhunderte“ von und mit Gabriele Hasmann. Die Autorin betont in ihrer Einleitung, dass sie keine Historikerin, sondern eine „Geschichtenerzählerin“ sei. So ist dieses Buch auch zu lesen. Obwohl Hasmann sehr gut recherchiert hat und auf viele Originalzitate zugreift, hat sie ein äußerst unterhaltsames, zum Teil sehr witziges, aber auch erschütterndes Buch geschaffen.
Tragisch empfinde ich die, zum Teil klerikal vorgegebenen, strengen moralischen Vorgaben der regierenden Habsburger, in denen Sexualität rein der Fortpflanzung dienen sollte und jede Abart (als Sodomie bezeichnet) mit strengen Strafen belegt war, ja auf Sex von „Frau mit Frau und Mann mit Mann“ stand sogar die Todesstrafe. Auch die Zwangsprostitution aus der Not heraus entstanden, die viele Frauen auf die Straße trieb, hat mich berührt.
Aber ganz besonders erschüttert hat mich der gesellschaftlich und gesetzlich tolerierte Sex mit Kindern. Betraf dieser Missbrauch allerdings „höhere Töchter“, wurde er gelegentlich strafrechtlich geahndet.
Ein sehr spannendes, informatives und auch unterhaltsames Buch, das die dunkle Seite nicht verheimlicht und den Leser sehr zum Nachdenken bringt, über eine bigotte und scheinmoralische Gesellschaft, die verbietet, was sie in Hinterzimmern und dunklen Gassen lustvoll genießt und die über den sexuellen Missbrauch großzügig hinweg sieht.
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