Haus Wiedemann – Saint-Julien-Straße 8
Paul Geppert der Ältere war nach der Jahrhundertwende ein viel beschäftigter Architekt in Salzburg. Er plante u. a. Schulen, Wohnanlagen und Versicherungsgebäude, wobei er stilistisch vor allem der Heimatschutzbewegung nahestand.

Von Christoph Koca
Austria Guide, Kunstspaziergang.com
Erst in seinen späteren Arbeiten näherte er sich zögerlich der Moderne an. Mit dem Gebäude der Wiener Städtischen am Max-Ott-Platz schuf er 1931 eine der Schlüsselbauten der Salzburger Moderne. Nebenbei engagierte sich der gebürtige Tiroler auch in der Politik, so war der eigensinnige Baukünstler für die Christlichsoziale Partei im Salzburger Gemeinderat tätig.
Das Wohn- und Geschäftshaus Wiedemann wurde 1925 im Auftrag des Glasermeisters Heinrich Wiedemann nach Plänen des mit ihm befreundeten Architekten Geppert gebaut. An der Fassade, die durch einen Risalit aufgelockert wird, fallen die verschiedenen Fensterformen auf. Die drei Fenster, die das wendeltreppenartige Stiegenhaus mit Tageslicht versorgen, sind spitzbogenartig. Diese Fensterart spiegelt Gepperts Vorliebe für mittelalterliche Bauformen wider, wenngleich Geppert sie, wie im vorliegenden Fall, neu interpretiert.

Laut Fritz Achleitner zeigt diese Straßenfront „… bereits die große Divergenz der verschiedenen architektonischen Haltungen.“ (Fritz Achleitner. Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band 1. 1980. S. 268) Das in Weißtönen gehaltene Erdgeschoß mit der Geschäftszone wird farblich und durch ein Gesims von den grün verputzten Obergeschossen mit den Wohnungen getrennt.
Das Haus hat eine sehr schmale Grundfläche von 7 × 11 Metern und verfügte ursprünglich über vier Obergeschoße, 2012 erfolgte ein Dachausbau. Die drei Wohneinheiten verfügen über eine Wohnküche, sowie Nassräume, die jeweils straßenseitig angelegt sind. Im zum Garten zugewendeten hinterem Gebäudeteil befinden sich je zwei geräumige Räume, die teilweise mit Balkon ausgestattet sind. Jede Wohnung verfügt über einen Vorraum.
Das Highlight des Hauses sind die künstlerisch gestalteten Glasfenster, die das Stiegenhaus bunt beleuchten und in der Werkstatt Heinrich Wiedemanns in der Stauffenstraße 9 während der Erbauungszeit eingebrannt und verbleit wurden. Die Planung und Ausführung der Glasmalerei oblag der Künstlerin Sabina Krinninger. Sie war die Tochter des Dachpappfabrikanten Krinninger aus Mödling und bei der Glasfirma Geyling in Wien beschäftigt.
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