Mit seinem komplett neuen Programm „Hader on Ice“ füllte der österreichische Kult-Kabarettist, Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor Josef Hader am 9. März 2023 das Salzburger Kongresshaus bis auf den letzten Platz. Wer schwarzen Humor liebt, kam an diesem Abend voll auf seine Rechnung, dufte er doch einem alten, reichen Mann ins Weinviertel folgen, wo sich saturierte Künstler so richtig wohlfühlen. Bissige Gesellschaftskritik, sehr unterhaltsam.
Applaus brandet auf, wenn sich Josef Hader auf der fast leeren Bühne auf seinen Sessel setzt. „Passt scho, warts east ob, wias wird!“ Angeblich ist das ja sein letztes Programm, hat er sich doch auf einem barocken Pfarrhof im Weinviertel, ganz nahe der tschechischen Grenze, zur Ruhe gesetzt, da ihm die Wiener nicht mehr grantig genug waren. „Das Weinviertel ist die Toskana Österreichs, genauso überschätzt und nach 30 Jahren Internet noch immer ein Geheimtipp!“ Hier widmet er sich nun ganz der Natur und der Gartenarbeit, das ist für ihn eine Kraftstelle, eine Ladestation. Hier geht es ihm richtig gut, denn er ist reich und katholisch, also einer super Kombi.
Ein ganz besonderes Verhältnis hat er zu seinem Freund Rudl, einem Wolf, der von ihm jeden Tag fünf Kilo Weiderind vom Billa verlangt, natürlich mit Parmesan. Corona war allerdings schon eine Herausforderung für ihn, denn um dem Tag Struktur zu verleihen, begann er zu trinken und das streng nach Plan. Das funktionierte so perfekt, dass er die Quarantäne bis zum Sommer verlängerte, und da geht er dann sowieso nicht mehr aus dem Haus. Wenn im Winter die Tiere im Weinviertel erfrieren, so verdursten sie im Sommer. Kein schöner Anblick, irgendwie doch eine trostlose Gegend.
Die Pause nutzt Josef Hader anscheinend, um dem Programm Struktur zu verleihen, denn er kommt sehr angeheitert zurück. Lange bemerkt er nicht, dass er sein Programm wieder von ganz vorne startet. Natürlich ist das Publikum schuld: „Warum sogts denn nix?“ Anscheinend hat er den Trinkspruch seines Opas zu wörtlich genommen: „Sag was Wahres, trink was Klares!“ Eigentlich geht es ihm nun im Alter ja wirklich gut, denn die Frauen werden immer jünger, sind sogar schon im Enkelinnen-Alter angekommen.
Seinen modernen Sklaven, den schwarzen Jimmy, hat er von der Straße geholt und geringfügig angestellt. Vielleicht sollte er ja wirklich „langsam ans Abgeben denken“, wie es in der Schule immer hieß. Er weiß auch schon genau, wie das bestenfalls auszusehen hätte. Ein Gehirnschlag, das wäre ganz Seins, und vorher vielleicht noch eine Platin-Romy für das Lebenswerk.
Nach gut zwei Stunden schafft es der Künstler gerade noch ans Klavier, um ein sentimentales Lied zu krächzen. Das zynisch-bitterböse Programm, das uns fast schmerzhaft unsere Doppelmoral vor Augen führt, hat auch beim Publikum Spuren hinterlassen. Nicht immer traut man sich, lauthals zu lachen, zu groß ist oftmals der Wiedererkennungs-Effekt. Bei der Verabschiedung weist Josef Hader noch auf das Programm des Kleinen Theaters hin, das aus alter Verbundenheit noch immer seine Auftritte organisiert. Der nächste Termin steht auch schon fest: 6. Oktober 2023 um 20 Uhr im Salzburg Congress. Mein Tipp: Rechtzeitig Karten sichern, denn Josef Haders Kabaretts sind immer sehr schnell ausverkauft.
„Hader on Ice“ – Das neue Kabarett mit Josef Hader. Regie: Petra Dobetsberger. Fotos: Kleines Theater/ LukasBeck. com
Sie schätzen unsere Bühnenberichte?
Freunde helfen der Dorfzeitung durch ein Abo (=Mitgliedschaft)! Wir sind sehr stolz auf die Community, die uns unterstützt! Auf diese Weise ist es möglich, unabhängig zu bleiben.
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Views: 20
Kommentar hinterlassen zu "Hader on Ice – Alt werden ist super!"