Heimat: Land der Hecken, Land der Tunnels

Bei einem Besuch in der alpenländischen Heimat, führte unser Weg Mitte der 90er Jahre am Geburtsort eines bekannten Buchautors vorbei. Die Erinnerung bescherte mir die Bilder, der von ihm beschriebenen Umwelt aus Kindheit und Jugend. Es war aber nichts davon zu sehen.

Von Reinhard Lackinger

Nur der Kirchturm ragte über die übermannshohen und sauber gestutzten Hecken hinaus. Als ich ihm, dem mittlerweile zum Freund gewordenen Schriftsteller, von jener verunglückten Pilgerfahrt erzählte, glaubte ich, einen kleinen Seufzer wahrgenommen zu haben. Vielleicht war es aber nur das Rascheln der Zeitung aus seiner Heimat, die er bei unserem Kommen beiseite gelegt hatte.

Nicht jeder empfindet die Heimat gleich. Mann und Frau orientiert sich entlang bekannter Beziehungspunkte aus Verwandten, Freunden und Bekannten, an der Umgangssprache, am Grüßen, an der mehr oder weniger ostensiven und liturgischen Höflichkeit der Einwohner alpenländischer Orte; am Geruch des Flieders, der Latschen, der Pfingstrosen, des Schweinsbrüstels, des Schnees; am Geschmack der Grammelknödelsuppe mit Schnittlauch und des Maschanskermosts.

Auslandsösterreicher älteren Jahrgangs scheinen da besonders empfindlich zu sein. Sie erkennen beim ersten Schluck, dass ins Krügerl kein Märzenbier, sondern ein Pils gezapft wurde, versuchen sich zu erinnern, wie sie trotz aller neuen und unbekannten Tunnels bis in die Stadtmitte ihres Geburtsortes finden und dort parken konnten.

Die Menschen rings herum sehen anders aus als früher. Dabei ist nicht die Hautfarbe des Einen oder der Anderen ausschlaggebend. Aus dem Antlitz aller Einheimischen leuchten die Jahrzehnte des Wohlstandes, Zeichen, so deutlich, w…

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