Autor: Herbert Dutzler
Titel: Wenn die Welt nach Sommer riecht – Roman
ISBN: 978-3-7099-8214-3
Verlag: Haymon Verlag
Erschienen: 23.07.2024
Klappentext:
Aufwachsen in den 1970er-Jahren: Zwischen Pubertät, Flower-Power und der Sehnsucht nach der großen Welt
Schmetterlinge im Bauch und der Reiz des Verbotenen
Siegfried ist 13 – ein Alter, in dem Abenteuerromane und das Spielen draußen auf den Feldern in den Hintergrund rücken, etwas anderes dafür immer interessanter wird: Mädchen. Was zuerst lästiges Geschnatter war, hört sich plötzlich an wie engelsgleicher Gesang. Außerdem locken der erste Schluck Alkohol, der erste Zug an der Zigarette – die Kindheit ist vorbei, die Ära der Pubertät ist eingeläutet!
Auf Reisen: an unbekannte Orte und in die Vergangenheit
Doch eigentlich hat er fürs Verliebtsein gar keine Zeit: In der Frühstückspension seiner Tante taucht Sigi in die alltäglichen (und ihm sehr fernen) Probleme der Erwachsenen ein. Ein Ausflug nach Wien lässt das Landleben daheim nahezu beschaulich wirken. Zuhause trüben Streitereien der Eltern die Stimmung, denn der Papa kann die mühsam erarbeitete Unabhängigkeit seiner Frau nur schwer akzeptieren. Nachrichten darüber, was sich in den 70ern in der Welt tut, haben auch auf die Jugend in Österreich Wirkung: Parolen für Frieden und gegen den Vietnamkrieg zieren die Wände von Siegfrieds Schule, Beatles-Frisuren sind todschick und Flower-Power wird groß!
Rezension von Anni Lemberger
Beim Durchblättern eines alten Fotoalbums kehren Siegfried lebendige Erinnerungen an seine Jugendzeit zurück – die 70er Jahre, als er 13 ist und langsam erwachsen wird. Na ja, so genau weiß er das selbst nicht: Ist er noch ein Kind oder schon weiter? Wenn er laut wird, überschlägt sich seine Stimme so seltsam…
Beim Besuch in der Pension seiner Tante fühlt er sich schon mächtig erwachsen. Er kann als Einziger in der Familie mit den englischen Gästen kommunizieren und beweist dabei, wie gut er ihre Sprache beherrscht.
Auch beim heimlichen Beobachten bestimmter Mädchen flattern Schmetterlinge in seinem Bauch – ist das Liebe, von der so oft gesprochen wird? Doch wenn die Eltern ihn zum Haareschneiden zwingen, scheint vom „fast erwachsenen“ Siegfried nichts mehr übrig. Am liebsten wäre er unsichtbar.
Der Roman verbindet Aufbruch und Nostalgie, beschreibt eine Kindheit in den 70ern, als die Moderne Einzug in die Gesellschaft hält, während viele Lehrer einer früheren Ära angehören und gegen den Wandel ankämpfen.
Mit viel Humor und Spannung lässt Dutzler den Protagonisten in seine Schulzeit zurückkehren und gewährt den Lesenden Einblicke in die kleinen und größeren Eskapaden junger Menschen. Die jugendlichen „Ho-Chi-Minh-, Love-and-Peace-Bestrebungen“ stehen dabei im Konflikt mit „Alt-Nazi-Lehrkräften“, die in Arbeitslagern Disziplin erzwingen möchten. Doch der Zug der Moderne ist nicht mehr aufzuhalten – auch wenn viele streng erzogen werden und rebellische Ausbrüche meiden.
Der Protagonist, ein intelligenter, sprachbegabter und unsportlicher Schüler, kocht leidenschaftlich gern. Seine Begeisterung fürs Kochen wird damals argwöhnisch beäugt, da ein „echter Kerl“ nichts am Herd verloren hat. Doch er beginnt die männliche Dominanz infrage zu stellen und möchte keinesfalls „Herr im Haus“ sein. Dank seiner Mutter erlebt Siegfried die Emanzipation an vorderster Front und lernt, Frauen auf Augenhöhe zu begegnen.
Im Text wechseln Szenen aus der Gegenwart – in der der erwachsene Siegfried das Fotoalbum durchblättert – mit Episoden aus der Schulzeit. Die Geschichten des Romans sind flüssig geschrieben, leicht nachvollziehbar und authentisch erzählt.
Ein humorvolles, nachdenkliches und erfrischendes Buch, das ich sehr genossen habe.
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