„Hin und Her“ – Gesetz ist Gesetz

„Hin und Her“ – Gesetz ist Gesetz

Der österreichisch-ungarische Schriftsteller Ödön von Horváth gilt als Erneuerer des Volkstheaters. Seine „Geschichten aus dem Wienerwald“ und „Kasimir und Karoline“ sind vielgespielte Klassiker. Die 1933 entstandene Komödie „Hin und Her“, eine „Posse in zwei Teilen“, wie sie der Autor selbst nannte, zeigt auf, wie Menschen im Gefüge der Bürokratie verloren gehen können. Claus Tröger setzt den grandiosen Mix aus Ernst und Ironie in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters eindrucksvoll in Szene. Viel Applaus für das erschreckend aktuelle Stück bei der Premiere am 26. März 2025.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Eine einfache, relativ schmale Holzbrücke führt über einen Grenzfluss, der zwei Staaten verbindet. Auf der linken Seite wachen Thomas Szamek, ein „Prachtexemplar“ von einem Grenzorgan, und Herr Mrschitzka. Die da drüben hält Szamek für ein „schmutziges Volk“. Seine Tochter Eva ist da jedoch anderer Meinung. Sie ist in den strammen Grenzpolizisten Konstantin verliebt. Damit ist ihr Vater aber gar nicht einverstanden, soll sie doch einen reichen Mann heiraten, damit er auch etwas davon hat.

An dieser Grenze also ist Ferdinand Havlicek gestrandet. Obwohl er 30 Jahre brav Steuern gezahlt hat, wird er nun, nach dem Konkurs seiner Drogerie, einfach abgeschoben. Er soll in sein Geburtsland zurück. Da er es aber versäumt hat, seine Staatsbürgerschaft regelmäßig erneuern zu lassen, wird er von Konstantin zurückgeschickt. Ohne Stempel geht hier gar nichts.

Nun pendelt der gutmütige Havlicek auf der Brücke hin und her, wird ständig abgewiesen und als Bote missbraucht. Schließlich muss er sogar hier übernachten. Eine resche Witwe erbarmt sich seiner und versorgt ihn mit Nahrung. Auch ihr geht es miserabel, denn ihr Gasthaus ist schwer verschuldet. Die einzigen Gäste sind derzeit ein etwas zwielichtiges Paar, eine kranke Alte und eine Nonne. Die großen Heilsbringer könnten zwei Rauschgiftschmuggler sein, für deren Ergreifung es eine hohe Belohnung gibt. Es folgt eine unruhige Nacht, in der neben den gefährlichen Schmugglern auch noch zwei Ministerpräsidenten auftauchen.

Georg Clementi schleicht als armer Ausgewiesener ständig deprimiert über die Brücke. Er versteht die Welt nicht mehr. Thomas Szamek (Axel Meinhardt) und Mrschitzka (Simon Jaritz-Rudle) sind beinhart und schicken ihn immer wieder nach drüben. Mit reichlich Alkohol ist ihr anstrengender Nachtdienst wesentlich leichter zu ertragen. Kein Wunder, dass bei einer Verhaftung dann so einiges schiefläuft. Eva (Anna Rosa Döller) hat es nicht leicht mit ihrem despotischen Vater, doch sie weiß sich zu wehren und flüchtet in die Arme des wackeren Konstantin (Luca-Noél Bock). Patricia Unger ist als verwitwete Wirtin ständig auf der Suche nach einem Nachfolger für ihren verstorbenen Gatten. Dieser stattlicher Mann hat zwar nie mitgeholfen, dafür aber bestens repräsentiert. Für diesen Job müsste doch jemand zu finden sein. Ein Highlight stellt das geheime nächtliche Treffen zweier Ministerpräsidenten auf der Brücke dar. Axel Meinhardt und Simon Jaritz-Rudle übernehmen diese Rollen, ebenso wie die der Schmuggler. Da ist natürlich rasches Umziehen erforderlich.

Trotz aller Tristesse blitzt in Ödön von Horváths Posse stets amüsantes, österreichisches Volkstheater auf. Claus Tröger hat das Stück mit feinem Humor und musikalischen Einlagen in Szene gesetzt. Ein trotz des ernsten Themas äußerst unterhaltsamer und vergnüglicher Theaterabend.

Views: 53

Dorfladen

Kommentar hinterlassen zu "„Hin und Her“ – Gesetz ist Gesetz"

Hinterlasse einen Kommentar