Eine Ausstellung über Verantwortung und Verdrängung
Vom 16. Mai bis 25. Juli 2025 ist in der Stadtgalerie im Alten Rathaus in Salzburg die Ausstellung „Hitlers Exekutive. Die österreichische Polizei und der Nationalsozialismus“ zu sehen. Sie rückt ein lange unbeachtetes Kapitel der österreichischen Zeitgeschichte in den Fokus – die Rolle von Polizei und Gendarmerie im Nationalsozialismus.

Von Karl Traintinger
Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass und in welchem Ausmaß die Exekutive in die Unterdrückung, Verfolgung sowie Ermordung von Regimegegnern, Jüdinnen und Juden als auch von Widerstandskämpferinnen und -kämpfern eingebunden war. Besonders eindringlich sind die porträtierten Biografien einzelner Polizisten: Sie zeigen ein breites Spektrum zwischen aktiver Beteiligung an Verbrechen und dem Versuch, Verfolgten zu helfen.
Zwischen Täterprofilen und verdrängter Verantwortung
Ein zentrales Thema ist die fehlende Aufarbeitung nach 1945. Viele belastete Beamte blieben im Amt, strukturelle Brüche blieben aus. Die Ausstellung stellt daher auch unbequeme Fragen, etwa nach Verantwortung, Erinnerung und Kontinuität.






Die Ausstellung wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts des Innenministeriums mit Partnern wie der Universität Graz, dem DÖW und dem Mauthausen Memorial erarbeitet. Für Salzburg ist der lokale Bezug besonders spannend. Polizeischüler aus ganz Salzburg werden die Ausstellung besuchen, wie Polizeikommandant Bernhard Rausch ankündigte.

Von links: Gabriele Wagner (Stadtgalerien), Martin Hochleitner (Direktor Salzburg Museum), Bernhard Rausch (Landespolizeidirektor Salzburg), Stephan Mlczoch (BMI, Leiter der Abteilung für historische Angelegenheiten), Martina Zernovnik (Kuratorin), Barbara Stelzl-Marx (Ludwik Bolzmann Institut) | Foto: karl Traintinger, Dorfbild
„Hitlers Exekutive“ ist keine leicht konsumierbare Schau, sondern ein eindringlicher Beitrag zur Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und ein Appell, auch heute genau hinzusehen.
Siehe auch:
Hitlerhaus in Braunau >
Bleibende Spuren >
Publikationen zum Thema:
Barbara Stelzl-Mark – Andreas Kranebitter – Gregor Holzinger (Hg.) | Executive der Gewalt.
ISBN 978-3-205-21847-0
Martina Zerovnik | Hitlers Executive. Die österr. Polizei und der Nationalsozialismus. Ausstellungskatalog
ISBN 978-3-205-22071-8

Stadtgalerie Rathaus, Säulenhalle
Salzburg, Kranzlmarkt 1
Öffnungszeiten: Mo – Do 8–17, Fr 8 – 13:30 Uhr
Dauer: Bis 25. Juli 2025

Freunde helfen der Dorfzeitung
Freunde helfen der Dorfzeitung durch ein Abo (=Mitgliedschaft)! Wir sind sehr stolz auf die Community, die uns unterstützt! Auf diese Weise ist es uns möglich, unabhängig zu bleiben.
Es gibt zwei einfache Wege, zum Freund der Dorfzeitung zu werden.
- Überweisung der Abogebühr (ohne Kreditkartenabo)
Sie werden für ein Jahr ein außerordentliches Vereinsmitglied (ohne Rechte und Pflichten) des Herausgebervereins (Kulturverein Dorfzeitung KULTUR online) zum Jahrespreis von 54 €. Es ist dazu ihre Post- und E-Mailadresse notwendig, damit wir die Rechnung für den Mitgliedsbeitrag schicken können. Nach Eingang der Zahlung bekommen Sie einen Steady-Gastzugang für 1 Jahr. Verlängerungen sind möglich. Kontaktformular > - Direktabo mit Kreditkartenzahlung
Ein weiterer Weg ist ein Direktabo via Steady, wie es im Folgenden beschrieben und angeboten wird.
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Views: 65
Sehr geehrter Herr Dr. Traintinger,
vielen Dank für den aktuellen Artikel über die Ausstellung, die die Komplizenschaft der Polizei und anderer Behörden mit dem nationalsozialistischen Regime aufzeigt. Bei einem kürzlichen Besuch in München war ich beeindruckt von ähnlichen Ausstellungen im dortigen Dokumentationszentrum, die zeigten, wie umfassend lokale Behörden und Beamte den Aufstieg der NSDAP und die Umsetzung ihres Programms ermöglicht haben. Diese Verbindung zur Polizei war ein wichtiger Grund, warum Andreas Maislinger, ich und andere es für unangemessen hielten, die Hitler-Geburtsstätte in Braunau in eine Polizeistation umzuwandeln, da dies die negativen Assoziationen wieder aufleben lassen würde.
Interessanterweise konnten Polizeibehörden auch anders vorgehen, insbesondere auf persönlicher Ebene. Mein Großvater mütterlicherseits war mit dem Polizeichef ihrer Stadt in der Slowakei befreundet. Dank seiner Warnung vor bevorstehenden Judenrazzien konnten meine Mutter und eine ihrer Schwestern fliehen und untertauchen, während der Rest ihrer Familie zurückblieb und ermordet wurde. Extreme Zeiten scheinen das Beste und das Schlechteste im Menschen zum Vorschein zu bringen.