Hochzeit in der Kirchenkrippe

Simultankrippe der früheren Pfarrkirche St. Nicola in Oberndorf bei Salzburg ist heute im Museum Innviertler Volkskundehaus in Ried im Innkreis

Die Simultankrippe der früheren Pfarrkirche St. Nicola in Oberndorf bei Salzburg ist heute im Museum Innviertler Volkskundehaus in Ried im Innkreis (© Museum Innviertler Volkskundehaus)

„Hochzeit zu Kana“ nur alle drei Jahre in der Leseordnung

Alle drei Jahre, im laufenden „Lukasjahr“, sieht die römisch-katholische Leseordnung am „2. Sonntag im Jahreskreis“ das Evangelium von der Hochzeit zu Kana aus dem Johannesevangelium (Kapitel 2, Verse 1-11) vor: Eine Woche nach dem Fest der Taufe Jesu beginnt er sein öffentliches Wirken bei einem Hochzeitsfest, ganz offensichtlich mit vielen Gästen. Heuer gibt’s am Sonntag, 19. Jänner, dieses Evangelium.

Michael Neureiter

Von Michael Neureiter

Wir haben den Ablauf im Ohr: die Mutter Jesu mit dem Hinweis „Sie haben keinen Wein mehr.“, den brüsken Jesus mit „Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“, die Mutter mit „Was er euch sagt, das tut!“, und die sechs steinernen Wasserkrüge mit jeweils ungefähr hundert Litern (im griechischen Text: jeweils zwei oder drei „Metretes“ mit je ca. 39 Litern). Jesus wird nun doch aktiv: „Füllt die Krüge mit Wasser!“ Als die Diener diese füllen, dann daraus schöpfen und davon dem bringen, „der für das Festmahl verantwortlich ist“, hält dieser dem Bräutigam vor: „Du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt.“ (Der „architriclinos“ im Griechischen wurde bis zur Einheitsübersetzung der Bibel 1978 als „Speisemeister“ übersetzt.) Mit sechshundert Litern lässt sich gut weiterfeiern.

Die Geschichte wird auch in vielen Kirchenkrippen dargestellt, das Beschriebene wird im Bild begreiflich: Die „Simultankrippen“ stellen verschiedene Szenen aus den Kindheitsgeschichten gleichzeitig dar – die Verkündigung des Herrn und die Herbergsuche, die Verkündigung an die Hirten, die Anbetung der Sterndeuter, die Flucht nach Ägypten, das Haus Nazaret, die Hochzeit zu Kana und andere. Die „Wandelkrippen“ werden mit den Ereignissen im Weihnachtsfestkreis mehrfach „gewandelt“ und umgestellt, sie folgen den Schilderungen des Lukas- und des Matthäusevangeliums. Hier ist die vom Johannesevangelium geschilderte Hochzeit oft die letzte Szene.

Die Simultankrippe der früheren Pfarrkirche St. Nicola in Oberndorf bei Salzburg ist heute im Museum Innviertler Volkskundehaus in Ried im Innkreis zu bestaunen: Sie stammt aus der Zeit um 1800, vor ihr soll 1818 das Lied „Stille Nacht“ erstmals erklungen sein. 94 menschliche Figuren, bis zu 25 cm hoch, und 50 Tierfiguren bilden mehrere Szenen rund um den Stall zu Betlehem. Die Szene der Hochzeit zu Kana zeigt uns u.a. die Braut mit dem jugendlichen Jesus und dem Hochzeitslader. Dieser kommt im Johannesevangelium nicht vor.

In der Darstellung der Simultankrippe von Mariapfarr mit teils barocken Figuren mit Wachsköpfen ist die Hochzeit Teil eines bunten Markttreibens. Sie war bis 1930 in der Georgskapelle aufgestellt und befindet sich jetzt im Pfarr-, Wallfahrts- und Stille-Nacht-Museum. Hier ist Jesus jugendlich und blond.

Die Wandelkrippe von St. Michael in Salzburg gestaltet seit 2017 Prior P. Jakob Auer von St. Peter von Allerheiligen bis Ostern. Die Figuren wurden von Josef Klampfer, kriegsinvalid nach dem Ersten Weltkrieg, geschnitzt, Bruder Pius Hochreiter von St. Peter sorgte für die wechselnden Kulissen. Die „Hochzeit am Friedhof“ (P. Jakob) ist im Petersfriedhof vor der Mönchsbergwand mit den Katakomben angesiedelt, das biblische Geschehen wird Teil der Lebenswirklichkeit. Die Weihnachtskrippe wird hier auch zur Fastenkrippe.

In Lamprechtshausen/Arnsdorf wird in der seit 1681 nachgewiesenen Wandelkrippe mit 36 Menschen- und 16 Tierfiguren aus Holz für die Hochzeit ein Festsaal aufgestellt: Hier finden wir mit Jesus, dem Speisemeister und dem Wirt wieder einen Hochzeitslader mit Schärpe und Stock. Für das Umstellen sorgte in seiner Arnsdorfer Zeit von 1807 bis 1829 Franz Xaver Gruber, heuer waren es Mesner Sepp Hufnagl, Karl Bachstein und Kustos Max Gurtner.

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