Ein Jahreswechsel ist mehr als eine Datumsgrenze. Etwas geht zu Ende, etwas Neues beginnt. Das heisst auch: Ballast abwerfen, um leichter in etwas Neues zu treten.
Von Leo Fellinger
Doch leider will sich dieses Gefühl bei vielen nicht recht einstellen, weil 2022 Krisen hervorgebracht hat, die an der Datumsgrenze nicht enden werden. Hitzewellen, ausbleibende Ernten, alles verschlingende Fluten und Waldbrände, der Verlust vieler Tier- und Pflanzenarten, Krieg, Inflation, Energie – eine Katastrophenmeldung jagte die nächste. Klimakonferenzen und Diversitätsgipfel endeten erfolglos, aus Protest irgendwo festgeklebte Menschen oder Schütt-Angriffe auf Kunstwerke sind gut gemeint, bewegen aber wenig.
Denn Wandel geschieht nur, wenn jeder und jede einzelne die Art zu leben und wirtschaften grundlegend ändert. Einfacher gesagt als getan. Woher also Mut schöpfen für 2023? Wie neue Kraft finden für das Kommende, ohne die Probleme kleinzureden, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen? Schönfärberei ist auch nur eine Bearbeitung der Oberfläche.
Aber: Gerade an Punkten, die ausweglos erscheinen, stoßen Menschen auf neue Ideen. Eine Erfahrung, aus der ich immer wieder Mut schöpfe. Kreativität ist eine der Schlüsselkompetenzen in Zeiten wie diesen. Wir sollten Phantasiereichtum nicht nur als Instrument in der Kunst oder der Unterhaltung betrachten, sondern im Sinne von Experimentieren in allen Lebensbereichen fördern und zulassen, im Idealfall selbst leben. Und wir sollten uns auf unsere eigenen Ressourcen besinnen. Ich habe irgendwo diesen Satz gelesen, eigentlich eine kurze Formel: „Hoffen ist Erinnern in die Zukunft hinein.“ Auf das Gelungene zurückschauen, damit die Zukunft gelingen kann – der Jahreswechsel ist ein guter Moment, um das zu üben.
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