Christine Hubka, Markus Drechsler: Abnorme Strafe

Christine Hubka & Markus Drechsler | Fotos: Privat

Christine Hubka & Markus Drechsler | Fotos: Privat

Autoren: Christine Hubka & Markus Drechsler
Vorwort von Jean Ziegler
Titel: Abnorme Strafe – Menschen im Maßnahmenvollzug
ISBN: 979-837-497-517-8
Verlag: Edition Blickpunkte
Erschienen: 2023

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Klappentext:

Menschen im Maßnahmenvollzug – Menschen am Rande der Gesellschaft

Bis vor kurzem hieß es noch „geistig abnorm“ und „Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Im März trat die Reform des Maßnahmenvollzugs in Kraft. Die unendliche Geschichte dieser Reform ist jedoch noch lange nicht zu Ende. Denn der Teufel sitzt im Detail.

Anni Lemberger

Rezension von Anni Lemberger

Wer im Maßnahmenvollzug landet, muss noch nicht straffällig geworden sein, es reicht aus, wenn gefährliche Drohungen ausgesprochen werden. Wie bei Andreas, der nicht gelernt hat, mit seiner Wut umzugehen. Nachdem er seine Partnerin schlägt, landet er im Maßnahmenvollzug, wird entlassen, rastet erneut aus und landet wieder dort. Nachdem er verschiedene Therapien absolviert hat, seine Wut zu kontrollieren gelernt hat und seine neuerliche Entlassung im Raum steht, muss ein Gutachter eine Gefahrenprognose abgeben. Er wartet seit 18 Monaten, dass diese Koryphäe einen freien Termin hat und solange sitzt er fest.

Das ist eine von 11 vorgestellten wahren Geschichten von Menschen, die im Maßnahmenvollzug ihre „Strafe“ absitzen.

Davon ist aber nur Martins Weg eine absolute Ausnahme, der beispielhaft aufzeigt, wie es gut funktionieren könnte, wenn die Zusammenarbeit in einem multiprofessionellen Team im Sinne eines kranken Menschen mit abnormen Verhalten konstruktiv vorangetrieben wird.

Ob Jugendliche, die mit Erwachsenen nicht zielgerecht untergebracht sind oder Menschen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und somit die Therapieangebote nicht annehmen können, aber auch falsch angebotene Therapien, die für eine Entlassung nicht anerkannt werden… – es ist vieles im Argen im Österreichischen Maßnahmenvollzug, wie auch mehrmalige Verurteilungen durch den EGMR wegen Verletzung der Menschenrechte, zeigen. Daran ändert auch ein neuer Name nichts.

Ein dünnes, aber gut aufbereitetes und sehr gut recherchiertes Buch, das in eine Welt führt, die Außenstehenden normalerweise verschlossen bleibt. Für viele Menschen ist der Maßnahmenvollzug eine Präventivhaft – sie sind oft Jahre – nur aufgrund ihres abnormen Verhaltens – weggesperrt, eine „Strafmaßnahme“, die eines Rechtsstaates unwürdig ist.


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