Hofmannsthals Bearbeitung einer aus dem Spätmittelalter stammenden Moralität (Schauspiel mit moralischem oder religiös-lehrhaftem Charakter), die vor allem die Existenz des Todes und die Frage nach dem Glauben und der persönlichen Rechenschaft thematisiert, wurde 1911 in der Regie von Max Reinhardt in Berlin uraufgeführt und das mit mäßigem Erfolg. Die Kritik urteilte überwiegend negativ.
Trotz der kritischen Aufnahme der Uraufführung wurde das Stück bald an 90 deutschsprachigen Stadttheatern – 1915 auch in Salzburg – gespielt. Es folgten Übersetzungen in viele andere Sprachen und Aufführungen in ganz Europa. Als man 1920 ein Eröffnungsstück für die neu gegründeten Salzburger Festspiele suchte, fiel die Wahl auf Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“. Als Spielstätte war in Ermangelung eines eigenen Festspielhauses erst die Felsenreitschule im Gespräch, doch erteilte Erzbischof Dr. Ignatius Rieder schließlich Max Reinhardt eine Spielgenehmigung für den Domplatz und die Erlaubnis, Glockengeläute und Orgelspiel dramaturgisch in die Inszenierung einzubauen.
Die Festspielhaus-Gemeinde verpflichtete sich im Gegenzug, den Reinerlös verschiedenen wohltätigen Zwecken zuzuführen, alle Beteiligten verzichteten auf Gage und Tantiemen. Diese großzügige Geste ist wohl im Laufe der Jahre verloren gegangen. Alexander Moissi spielte den Jedermann, Johanna Terwin die Buhlschaft und Werner Krauß den Tod. Das Publikum war tief gerührt, einige, wie der Erzbischof, gar zu Tränen. „Max Reinhardt selbst war vor Bewegung kaum fähig zu sprechen“, berichtet der Dirigent und Komponist Bernhard Paumgartner in seinen Lebenserinnerungen.
Seither ist der „Jedermann“ beim Publikum immer hoch gefragt, die Titelrolle wird wie ein Königszepter weitergereicht, die mediale Aufmerksamkeit ist gew…
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