„I Capuleti e i Montecchi“ – Ein Mord zieht viele Morde nach sich!

„I Capuleti e i Montecchi“ – Ein Mord zieht viele Morde nach sich!

Vincenzo Bellinis Romeo-und-Julia-Version kam letztes Jahr bei den Salzburger Festspielen in einer konzertanten Fassung auf die Bühne. Die Universität Mozarteum bringt die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zweier verfeindeter Häuser dank des kreativen Raumkonzepts der Szenografie-Studentin Laura Trilsam mitten ins Publikum. Die Premiere am 10. Dezember 2024 war ein ganz spezielles Opernerlebnis, denn so hautnah kann Oper nur selten erlebt werden.

Elisabeth Pichler

Von Elisabeth Pichler

Das Orchester, 15 Musiker*innen reichen für die reduzierte Orchesterfassung, sitzen vor der Bühne, die mit ihren schrägen Podesten mitten ins Publikum reicht. Das verspricht ungewöhnliche Nähe. So musste ich des Öfteren die Beine einziehen, um den umtriebigen Chor nicht zum Stolpern zu bringen.

Das übliche Kennenlernen, Maskenball, Balkonszene und erste Liebesnacht fehlen, denn Romeo und Julia kennen und lieben sich schon länger. Doch bereits in der Ouvertüre ist die martialische Stimmung zu spüren, die zwischen den Häusern der Capuleti und Montecchi herrscht. Romeo hat in einer Schlacht Julias Bruder getötet und jetzt sieht es für eine glückliche Verbindung der beiden Liebenden ganz schlecht aus. Julias Vater hat auch schon einen geeigneten Mann für seine Tochter gefunden, den ehrenwerten Tebaldo.

Romeo versucht nun, Julia zur Flucht zu bewegen. Doch die „Macht der Pflicht und Ehre“ halten sie zurück. Romeos Freund Lorenzo hat die Idee mit dem Gift, das zum Scheintod führt. Er fällt jedoch einem Anschlag zum Opfer und kann Romeo nicht mehr von seinem Plan berichten. Das tragische Ende in der Gruft ist bekannt.

Alexander von Pfeil, der die szenische Leitung überhat, verzichtet fast völlig auf Requisiten. Ein kleines, weißes Taschentuch, das Romeo als Friedensangebot schwenkt, und Julias voluminöses Brautkleid, reichen völlig. Laura Trilsam (Bühne und Kostüm) schwelgt in Schwarz-Weiß, weiße Kreideflecken ersetzen die Blutspritzer der Kämpfenden. Bewegend sind die Arien und Szenen, in denen Romeo (Agnes Hyunjin Kimmit wohlklingendem Mezzo) und Julia (Nikolett Mráz mit hell timbriertem Sopran) ihre Zerrissenheit und Ausweglosigkeit beklagen.

Julias Verhältnis zu ihrem Vater Capellio (Vsevolod Chernyshev mit kräftigem Bass) ist so innig, dass sie ihm erst widerstandslos gehorcht, doch dann für ihren Selbstmord um Vergebung bittet. Der peruanische Tenor Oscar Rubén Oré Alarcón glänzt als ebenfalls in Julia verliebter Tebaldo. Jannik Junzhe Zeng gibt mit wohltönendem Bariton Romeos Freund, den mitfühlenden Lorenzo. Der Herrenchor ist meist kämpferisch, aufbrausend unterwegs.

Gernot Sahler hat die musikalische Leitung über und es macht diesmal großes Vergnügen, fast im Orchester zu sitzen. So ist es möglich, den Dirigenten sowie die Solistinnen und Solisten, die sich sonst im Orchestergraben verstecken müssen, genauer zu beobachten und ihr Können zu bewundern. Wie immer ein großer Operngenuss im Max Schlereth Saal der Universität Mozarteum.

Dorfgockel

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