Im Februar 2000 lernten sich zwei junge Menschen in einem Chatroom (Gesprächsforum im Internet) kennen und beschlossen gemeinsam Selbstmord am Prekestolen-Felsen in Norwegen zu begehen.
Von Michaela Essler.
Basierend auf diesem realen Vorfall schrieb Igor Bauersima das Stück Norway.today, in dem er versucht, die Gründe dieser beiden Menschen und die letzten Stunden vor dem Suizid zu skizzieren.
Das Stück beginnt mit dem Chat, bei dem Julie mitteilt, daß sie sich umbringen will, und einen Partner für den Selbstmord sucht. August antwortet ihr und die beiden beschließen zu diesem Zweck nach Norwegen zu fahren.
Die Gründe für diesen Schritt sind sehr unterschiedlich. Julie reicht es, sie will nicht mehr von vorne anfangen. Für August ist alles „fake“ (Schwindel, Täuschung). “Das einzige das Bestand, hat ist Langeweile“ sagt er.
Als die Zwei die Klippe erreichen, kommt es im Angesicht des realen Todes jedoch zum Streit. Denn erst jetzt lernen die beiden sich kennen und versuchen, die Motive des jeweils anderen für diesen Schritt zu erforschen. Und so unterschiedlich diese beiden Menschen sind, so wenig Verständnis bringen sie für die Beweggründe des anderen auf.
Norway.today beschreibt einen Teil der Jugendkultur, die sich in den letzten Jahren entwickelt hat: „Chatten statt leben“. Selbst in dem Moment, in dem sich die beiden sehr nahe kommen, ziehen sie es vor, sich gegenseitig zu sagen (wie im Chatroom), wie sie sich streicheln, küssen und lieben würden, statt wirklich Sex zu haben.
Zwei Menschen, die aneinander vorbei reden, obwohl oder vielleicht gerade weil, sie ständig von sich selbst sprechen, und deren einziger Kontakt nach außen der Chatroom ist, begegnen einander. Sie erteilen dem Leben gemeinsam und doch jeder für sich eine Absage.
norway.today / SCHAUSPIEL VON IGOR BAUERSIMA / STUDIO Elisabethbühne Salzburg / Die Personen und ihre Darsteller: Julie – Charlott Kreiner, August – Nicolas Marchand; Inszenierung: Peter Arp; Regieassistenz: Birgit Lurz. Julie – Maria Spanring, August – Udo Freitag; Inszenierung: Andreas Döring. Julie – Daniela Gnoycke, August – Hans Danner, Inszenierung: Marion Hackl, Regieassistenz: Ogün Derendeli / Bühnen- und Kostümbild: Alexander Schatzmann / Dramaturgie: Ina Tartler / Dramaturgieassistenz: Sabine Krohn / Technische Leitung: Stefan Ahrens / Licht-, Tontechnik: Hubert Schwaiger; Florian Haß, Richard Schlager, Martin Zamazal / Werkstatt, Bühnentechnik: Helmut Mühlbacher; Uwe Beyer, Alexander Huemer, Markus Janka, Antonia Steiner / Schneiderei: Ilse Vösenhuber; Magdalena Urrisk / Fotos: Joachim Bergauer
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