Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste

INGEBORG BACHMANN Foto: ©Wolfgang Ennenbach MFA Alamode-Film

INGEBORG BACHMANN Foto: ©Wolfgang Ennenbach MFA Alamode-Film

Ein Film kann ein Glücksfall sein, auch wenn er letztlich von einem Unglück erzählt. Margarethe von Trotta (inzwischen 81Jahre jung) beschert uns mit diesem biographischen Film über Ingeborg Bachmann Filmkunst feinster Qualität.

Peter Reutterer

Ein Filmtipp von Peter Reutterer

Nicht wirklich erstaunt bin ich darüber, dass einige der in den eigenen Intellekt verliebten Rezensenten dennoch versuchen, an diesem Meisterwerk herumzumäkeln. Thematisiert wird vor allem die vierjährige Liebesgeschichte von Ingeborg Bachmann mit Max Frisch, sie begann 1958 in Paris und führte über Zürich bis nach Rom. Rom war die Stadt, in der die gefeierte Lyrikerin sich lebendig fühlte, in der sie aber auch zu Tode kam.

Nebenher erfährt man die Eckpunkte des literarischen Konzepts von Bachmann, Textausschnitte werden rezitiert. Die Dichterin als kompromisslose Frau, die ihren Zeitgenossen neuartige Gedichte und die Wahrheit zumutete. Zwischen dem Versuch, mit Max Frisch zusammenzuleben und der späteren Reise in die Wüste mit Adolf Opel wird hin und her changiert.

Margarethe von Trottas Filmsequenzen sind sorgfältig gestaltet, die Geschichte wird konzentriert und fundiert erzählt. Die Bilder aus Zürich, aus Rom und auch aus der ägyptischen Wüste sind im Ton der fünfziger Jahre gehalten. Und ja, sie sind so schön wie Gemälde aus einer anderen Zeit. Ebenso fein die erotische Szenerie, weder prüde noch platt. (Mir völlig unverständlich, dass Iris Radisch die arabische Liebesszene mit zwei weiteren Männern als „softpornographisch“ abtut.)

Großartig Vicky Krieps, emotional hinreißend, sie vermittelt sowohl Selbstbewusstsein als Fragilität der kompromisslosen Starautorin. Ebenso überzeugend Basil Eidenbenz als Hans Werner Henze und Tobias Resch als Adolf Opel. Bei Ronald Zehrfeld als Max Frisch habe ich Zweifel.

Auch wenn Margarethe von Trotta noch nicht alle Briefdokumente zur Verfügung standen, ist diese leidenschaftliche Liebesgeschichte ein Meisterwerk der Filmgeschichte geworden. Und wenn Film mehr als Entertainment ist, nämlich immer wieder Kunst, auch wert, öfter angesehen zu werden.

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