Die traumhafte Kulisse, das imposante Bühnenbild auf der Seebühne direkt am Obertrumer See, die perfekte Inszenierung einer teilweise volkstümlichen Fassung von Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel durch Gerard Es und die überzeugende Ensembleleistung begeisterten das Premierenpublikum am 9. Juli 2010.

Von Elisabeth Pichler
Seit dem Mittelalter wird das Mysterienspiel auf den Theaterbühnen gezeigt und trotzdem hat das Stück nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Hofmannsthal schrieb: „Der eigentliche Kern des Inhalts offenbart sich immer mehr als menschlich absolut, keiner bestimmten Zeit angehörig, nicht einmal mit dem christlichen Dogma unlöslich verbunden.“
___STEADY_PAYWALL___

Der „Seehamer Jedermann“ lebt nicht schlecht auf seinem Schiff. Da wird in Saus und Braus gefeiert, die Tischgesellschaft schätzt seine Gastfreundschaft. Geld ist genug vorhanden, die Wirtschaftskrise noch weit. Nur die Mutter macht Stress, denn ihr gefällt das liederliche Leben ihres Sohnes gar nicht, sie möchte lieber eine nette Schwiegertochter und ein paar Enkelkinder, die Zeit drängt, sie ist nicht mehr die Jüngste.

Noch bevor der Tod persönlich in Erscheinung tritt, sind bei „Jedermann“ deutliche Zeichen eines sich anbahnenden Herzinfarkts zu erkennen, das gute Leben rächt sich. Als ihm sein nahendes Ende angekündigt wird, versucht er verzweifelt, jemanden zu finden, der ihn auf seinem letzten Weg begleitet, doch sogar sein geliebter Mammon zeigt ihm die kalte Schulter. Schließlich bereut er und kann mit seinen – wenn auch wenigen – guten Werken und dem Glauben dem Teufel entkommen und zur Zufriedenheit seiner alten Mutter die Treppen zur ewigen Seligkeit hinaufsteigen.
Gerard Es inszeniert den „Jedermann am See“ in einer Mischung aus Dialektfassung und Hofmannsthal-Fassung (die allegorischen Figuren). Franz Hillerzeder gibt einen jungen, sehr kernigen „Jedermann“ ab, der aber von Anfang an auch seine weichen Seiten zeigt. So lässt er die „Arme Frau“ mit ihren Kindern nicht in den Kerker werfen, obwohl er seine Schwäche vor seinen Kumpanen nicht so recht zugeben will. Zum Lohn steht sie ihm gegen Ende in der Figur der „Guten Werke“ zur Seite. Die Tischgesellschaft (verstärkt durch den Seehamer Kirchenchor) feiert ein prachtvolles barockes Fest, auf dem das ganze Schiff betanzt wird, doch verlässt diese schon bald das scheinbar sinkende Schiff.

Carola Kersten, eine liebreizende Buhlschaft in einem besonders prachtvollen Kostüm, lässt ihren Liebhaber zwar etwas zögerlich, aber schließlich doch auch im Stich. Fritz Liebert, als Tod im schwarzen Ledermantel, umschleicht das Schiff mit einer brennenden Fackel und ist so ständig präsent. Manfred Pichler ist ein äußert markanter Teufel, der Furcht erregend auf seinen Pferdefüßen herumstolziert, umgeben von allerliebsten kleinen Teufelchen, die sich erfolglos bemühen, das Publikum mit Fauchen und Zischen zu erschrecken. Szenenapplaus ist ihnen aber gewiss. „Jedermanns“ letzter Gang ist leider nicht so bühnenwirksam wie das farbenprächtige, pyromanische Spektakel, mit dem der frustrierte Teufel samt seinem Nachwuchs zur Hölle fährt.

Es ist immer wieder spannend, eine neue Version des „Jedermann“ zu erleben. Seeham braucht mit dieser beeindruckenden Produktion einen Vergleich nicht zu scheuen: Hingehen, anschauen und genießen.

„Jedermann“ nach Hugo von Hofmannsthal, Regie: Gerard Es, Leitung Chor: Burgi Hemetsberger, Studio: Robert Kainar, Choreographie: Angela Nassall, Technik: Christian Greischberger, Rainer Niederreiter, Bühnenbild: Franz Angerer, Kostüme: Katrin, Christine und Irmgard Esterbauer, Maske: Christina Schausberger, mit: Franz Hillerzeder, Robert Rosenstatter, Carola Kersten, Irmgard Korber, Alexander Eberl, Annegret Neuhofer, Magdalena Soelkner, Sabrina Russinger, Wolfgang Neu, Bruno Ziegler, Thomas Herbst, Rudi Waltran, Fritz Liebert, Manfred Pichler, Christine Altendorfer, Michaela Wieder und den Kindern: Carolin Hollweger, Magdalena Neuhofer, Lisa Rizner, Selina Fischinger, Magdalena Soelker, Sabrina Russinger, Wolfgang Neu, Bruno Ziegler, Thomas Herbst, Tobias Rizner, Anna Dürager, Julia Mühlfellner, Melanie Eibl, David Eliasch
Aufführungstermine (Beginn jeweils 21.00 Uhr): Sonntag, Mittwoch und Freitag, letzte Vorstellung: Montag 2. August 2010
Views: 15
na, das mein ich auch, Carola ist super!! Franz Hillerzeder ein äußerst begabter Schauspieler, er gibt wirklich alles bei einer Rolle!
Ich durfte Gerard letztes Jahr kennenlernen, als meine Kinder beim Zauberer von Es mitgespielt haben. Er ist ein sympathischer und vor allem fähiger und begabter Regisseur. Ein ganz toller Mensch.
Es war ein schöner Theaterabend! Einen beeindruckenden Jedermann und eine schöne Buhlschaft gibt es als nicht nur in der Stadt Salzburg bei den Festspielen!
Der Laubfrosch