Allerheiligen ist für viele von uns die Zeit, um an die Verstorbenen zu denken. Menschen die nicht mehr unter uns weilen, die wir aber mehr oder weniger lang auf ihrem Lebensweg begleiten durften.
Die beiden Texte habe ich vor über drei Jahrzehnten als Student geschrieben, damals wohnte ich in Gänserndorf im Marchfeld und studierte in Wien Tiermedizin. Die Fotos entstanden 2013 im November in Großarl in Salzburg.
Ihre Hände
Gänserndorf, 8. Oktober 1983
Sie war eine alte Frau,
schwer von Krankheit gezeichnet,
das Gesicht entstellt.
Kurz vor ihrem Tod reichte sie mir ihre Hände,
Hände die ein Leben lang schwer gearbeitet hatten.
Die Hände waren weich und schön.
Mutterhände.
Grossmutterhände.
Nicht ihr Aussehen, nein,
dieser letzte Händedruck hat sich in mein Gedächtnis geprägt.
Seitenwechsel
Gänserndorf, 15. 10. 1983
Gestern noch habe ich den Tod herbeigesehnt,
habe Witze darüber gemacht,
ich war gesund.
Heute schaue ich dem Tod ins Antlitz,
ich habe Angst, Angst vorm Sterben,
ich bin krank.
Das Spotten ist mir vergangen.
Morgen werden sie mich begraben.
Allein.
Jedes Jahr zu Allerheiligen werden sie
Blumen auf mein Grab stellen.
Vielleicht.
Irgendwann werden sie mich vergessen haben.
Todsicher.
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