Das Wort Karte hatte eine lange Reise durch mehrere Sprachen hinter sich als es im 14. Jahrhundert ins Deutsche gelangte.
Von Michaela Essler
Vom Griechischen auf Umwegen ins Deutsche
Ausgangspunkt der Reise war das griechische Wort chártēs „Papyrusblatt“. Wie die Griechen zu dem Wort kamen, ist nicht geklärt. Vermutlich stammt das Wort jedoch, so wie die Papyruspflanze, aus Ägypten. Von den Griechen übernahmen die Römer chártēs in ihre Sprache und veränderten die Form zu charta.
Die Römer bezeichneten mit charta ebenfalls das Blatt der Papyrusstaude, verwendeten es aber auch mit den Bedeutungen „Papier“, „Brief“ oder „Gedicht”. Im mittelalterlichen Urkundenlatein findet sich das Wort dann mit den Bedeutungen „Urkunde, Brief, Buch“.
Die verschiedenen Bedeutungen von lateinisch charta teilten die Franzosen im Mittelalter auf, indem sie aus lateinisch charta zwei Wörter machten: carte und charte. Mit carte bezeichneten sie Papier, Landkarten und Spielkarten und mit charte Urkunden. Im 14. Jahrhundert gelangte carte vom Französischen ins Deutsche, wo es die Form Karte erhielt und Papier, Urkunden, gemalte Bilder und Spielkarten bedeuten konnte.
Viele verschiedene Karten
Die Verwendung des Wortes Karte hat sich in den vergangenen Jahrhunderten verändert. Die Bedeutungen „Papier“ und „Urkunde“ sind verloren gegangen. Mit Karte bezeichnen wir heute zumeist einen rechteckigen, flachen Gegenstand aus festem Material, der unterschiedliche Funktionen haben kann. Karte findet sich in Bezeichnungen für Fahrscheine, wie Buskarte, Zugkarte oder Bahnkarte. Aber auch für Tickets, wie Eintrittskarte, Freikarte oder Platzkarte.
Es gibt aber auch mehrseitige Karten. Diese Karten werden uns in Restaurants gereicht: nämlich die Speisekarte, die Menükarte, die Süßspeisenkarte, die Eiskarte oder die Weinkarte. Daneben verwenden wir heute auch einige Karten, die mit Papier überhaupt nichts mehr zu tun haben. Diese Karten sind aus Plastik und Gebrauchsgegenstände, wie die Bankkarte, die Kreditkarte, die Zutrittskarte oder die Sozialversicherungskarte, die in Österreich mittlerweile E-Card heißt. In vergangener Zeit dienten Karten auch als Medium für schriftliche Nachrichten. Diese Karten wurden Postkarten oder auch Ansichtskarten genannt, wenn auf einer Seite ein Bild abgedruckt war.
Mit gezinkten Karten spielen
Wer mit gezinkten Karten spielt, der versucht mit betrügerischen Mitteln das Spiel zu gewinnen. Das Wort Zinken bezeichnet einen spitz hervorstehenden Teil, einen Zacken. In der Gaunersprache des 18. Jahrhunderts war ein Zink oder Zinken ein geheimes Verständigungszeichen, das an Türen oder Wänden angebracht war. So bedeutete Zinken stecken „einen Wink, ein Zeichen geben“. Davon entstand dann das Tätigkeitswort zinken mit der Bedeutung „eine Spielkarte in betrügerischer Absicht mit geheimen, unauffälligen Zeichen markieren“. In unserer heutigen Umgangssprache verwenden wir die Redewendung daher mit der Bedeutung „bei einer Sache betrügen“.
Ein abgekartetes Spiel
Die Redewendung ein abgekartetes Spiel entstammt dem Kartenspiel. Das Tätigkeitswort karten bedeutete ursprünglich „Karten spielen“, später dann auch „eine Karte ausspielen“. Wer seine Karten klug ausspielt, der kann damit den weiteren Spielverlauf verändern und so das Spiel gewinnen. Daher verwendeten die Menschen Anfang des 16. Jahrhunderts karten auch mit der Bedeutung „schlau einfädeln“.
Natürlich haben auch damals schon einige Kartenspieler nicht ehrlich gespielt. Manche betrogen beim Mischen oder Geben der Karten, andere sprachen sich gegenseitig ab. So entstand im Lauf des 18. Jahrhunderts das Wort abkarten für „Karten nach geheimer Absprache mischen oder geben“. Ein abgekartetes Spiel war daher ein Spiel, bei dem vorsätzlich betrogen wurde. Daraus entwickelte sich die heutige Bedeutung der Redewendung „etwas heimlich zum Nachteil von anderen verabreden“.
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