Die SN-Berichterstattung über die Gewalthandlungen in der Josef-Rehrl-Schule macht mich sehr betroffen. Darin ist u.a. zu lesen, dass ehemalige Lehrende diese Vorwürfe nicht bestätigen können. Wir wissen aus jahrzehntelanger Erfahrung, dass zu typischen Merkmalen von institutionellen Kindesmisshandlungen Verleugnung, Verdrängung, Vertuschung sowie Opfern-nicht-glauben zählen. Auch wenn jegliche Form der Gewaltanwendung in der Erziehung – seelische, körperliche oder sexualisierte Gewalt – „erst“ seit knapp 35 Jahren verboten ist und Handlungen im gesellschaftlichen Kontext zu betrachten sind, ist jegliche Verharmlosung von erlittenem Leid völlig unangebracht.

Foto: ©Marco Riebler
Ein Gastkommentar von Andrea Holz-Dahrenstaedt
Salzburger Kinder- und Jugendanwältin
Aussagen von Zeitgenossen, dass das „nicht sein könne“, oder bagatellisierend, es handle sich „nur“ um einen Einzelfall, verletzen Betroffene erneut und zielen darauf ab, den Aussagen der Opfer die Glaubwürdigkeit abzusprechen. Das ist kein unbekanntes Phänomen, denn je näher einem Täter:innen emotional stehen, je mehr es sich um eine „Respektsperson“ handelt und man selbst nicht von der Gewalt betroffen war/ist, desto mehr kommen „Nichtzeug:innen“ in eine Verteidigungs- und Relativierungshaltung dem Täter gegenüber. Denn sonst müsste man sich entweder eine Mittäterschaft eingestehen oder sich massiv in einem Menschen getäuscht zu haben.
Auf der Seite der Opfer wiederum passiert dadurch eine neuerliche Traumatisierung. Man nennt dies in der Fachsprache „Sekundärviktimisierung“, also die nochmalige Opferwerdung durch behördliche oder gesellschaftliche Fehlreaktionen. Auch unsensible Berichterstattung trägt dazu bei! Eine bedingungslose öffentliche Entschuldigung, unbürokratische Entschädigungszahlungen, Aufarbeitung und gelebte Verantwortungsübernahme, um aus der Vergangenheit zu lernen, sind alternativlos. Das bedeutet neben Kinderschutzkonzepten externe kinderanwaltliche Vertrauenspersonen in allen Einrichtungen, in denen Kinder und Jugendliche aufwachsen, sowie generell einfühlsame Erwachsene, die Kinder ernstnehmen.
Denn es braucht viel zu lang, bis Kindern geholfen wird, damals und jetzt. In der Praxis brauchen Kinder nach wie vor bis zu bis zu acht Anläufe, Hilfe zu erbitten, bis ein Erwachsener ihnen glaubt. Auch wir von der kija werden immer wieder gefragt, ob und warum wir alles glauben, was uns Kinder und Jugendliche erzählen. Gegenfrage: warum nicht, warum sollen wir Erwachsenen Glauben schenken?

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